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Fragen und Antworten Fragen und Antworten: Galileo als Alternative zu GPS

19.10.2011, 10:47

Brüssel/dpa. - Prestigeprojekte der öffentlichen Hand haben meisteines gemeinsam: Sie brauchen mehr Zeit und sind teurer als gedacht.So auch beim Satelliten-Navigationssystem Galileo der EuropäischenUnion, das als Konkurrenz zum amerikanischen GPS aufgebaut wird. Nachmehreren Verzögerungen sollen am Donnerstag (20. Oktober) die erstenbeiden Satelliten ins All starten. Was Galileo kostet, was es bringensoll - ein Überblick:

GPS ist schon seit Jahren im Einsatz. Warum ein europäisches System?

Galileo sichere die Unabhängigkeit Europas in einem Sektor, derfür die Wirtschaft wie auch die Bürger «kritisch» geworden sei,erklärt die Europäische Kommission. Das US-System steht trotz derzivilen Nutzungsmöglichkeiten unter militärischer Kontrolle, ebensodas russische Projekt Glonass. Im Fall bewaffneter Konflikte könnteGPS nur dem US-Militär zugänglich sein. «Galileo istfortschrittlicher, effizienter und verlässlicher als das bestehendeUS-amerikanische System GPS», verspricht die EU außerdem.

Wie funktioniert die Technik?

Kernstück des Systems sind Satelliten, die auf drei verschiedenenUmlaufbahnen in mehr als 23 000 Kilometern Höhe kreisen und ihrePosition sowie die Uhrzeit zur Erde senden. Das Empfangsgerät - etwaein Navi - berechnet, wie lange die Signale unterwegs waren undermittelt so den eigenen Standort. Je mehr Satelliten in Reichweitesind, desto genauer ist die Peilung. Für eine genaue Zeitangabesollen Atomuhren sorgen.

Wann ist das System betriebsbereit?

Ursprünglich sollte Galileo 2008 an den Start gehen, doch derZeitplan musste mehrfach überarbeitet werden - nicht zuletzt weilVerhandlungen mit einem Industriekonsortium um den Luft- undRaumfahrtkonzern EADS scheiterten. Nun ist der Betrieb 2014 geplant.

Wie hoch sind die Kosten?

Höher als erwartet: Statt der zunächst veranschlagten 3,4Milliarden wird das System wohl 4,8 Milliarden Euro kosten, wie dieEU-Kommission im Sommer mitgeteilt hat. Zuvor hatte es noch in der«Halbzeitüberprüfung» der Kommission geheißen, das Projekt werde gar5,3 Milliarden Euro kosten.

Wer baut die Satelliten?

Vier Satelliten baut die EADS-Tochter Astrium. Das BremerUnternehmen OHB ist mit dem Bau weiterer 14 Satelliten beauftragt,die etwa 566 Millionen Euro kosten sollen. Mit den im Sommerangekündigten Einsparungen könnten 2014 aber möglicherweise 24 stattnur 18 Satelliten im Weltraum sein, sagte EU-Kommissar AntonioTajani. Voll einsatzfähig ist Galileo aber erst, wenn wieursprünglich geplant alle 30 Satelliten im All sind.

Wo soll Galileo zum Einsatz kommen?

Ähnlich wie schon GPS soll Galileo der Ortung und Navigationdienen - nur präziser. Als Einsatzszenarien nennt die EU den Verkehrzu Lande, zu Wasser und in der Luft, zudem Landwirtschaft undBauindustrie. Auch Behörden sollen das System nutzen. Fahnder könntendie Daten bei der Verbrecherjagd benutzen, Bauingenieure beimEinmessen von Gebäuden, Landwirte beim Verteilen von Dünger.