Wie kann Deutschland bis 2045 klimaneutral werden? Forscher nennen 22 Punkte, die die neue Bundesregierung dafür umsetzen muss
Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, sind umfangreiche und schnelle Maßnahmen gefragt. Forscher haben nun eine Liste mit 22 Empfehlungen erstellt, die die neue Bundesregierung dafür möglichst schnell umsetzen sollte.

Halle (Saale)/DUR/acs - Damit Deutschland bis spätestens 2045 klimaneutral wird, muss die neue Bundesregierung schnell und effektiv handeln. Doch was müsste genau geschehen, um die Klimaziele zu erreichen?
Klimaschutz-Sofortprogramm
Wissenschaftler der Thinktanks Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und Stiftung Klimaneutralität haben nun eine Liste vorgestellt, die zur Erreichung dieser Ziele führt. Dazu müsste die Liste jedoch schon in den ersten 100 Tagen von der neuen Bundesregierung abgearbeitet werden.
Das Klimaschutz-Sofortprogramm enthält 22 konkrete Handlungsempfehlungen, die nach der Wahl unverzüglich umgesetzt werden sollen. „Deutschland braucht in den ersten 100 Tagen der neuen Regierung das größte Klimaschutz-Programm in der Geschichte der Bundesrepublik", erklärte Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, bei der Vorstellung des Papiers in dieser Woche.
Das 100-Tage-Programm enthalte "schnell wirkende, ambitionierte Maßnahmen in allen Sektoren", ergänzte Rainer Baake von der Stiftung Klimaneutralität. Ohne eine solche Kraftanstrengung würden die Klimaziele laut den Autoren Jahr für Jahr verfehlt und die Klimaneutralität 2045 komme außer Reichweite.
Wie kann Deutschland bis 2045 klimaneutral werden?
Die Empfehlungen richten sich dabei auf die Bereiche Allgemeines, den Stromsektor, die Industrie, den Verkehr, Gebäude, sowie die Landwirtschaft. Konkret soll unter dem Punkt Allgemeines nicht nur ein Klima-Haushalt aufgestellt und das Klimaschutzgesetz reformiert werden, auch der CO2-Preis soll angehoben, die EEG-Umlage soll abgeschafft und nachhaltige Finanzen und Investitionen sollen ein Schwerpunkt der neuen Bundesregierung werden.
Im Bereich des Stromsektors soll vor allem der Kohleausstieg vorgezogen werden. Doch auch der Ausbau von Windenergie an Land, sowie der Offshore-Windenergie in Nord- und Ostsee soll voran getrieben werden. Auch die Solarenergie soll vervielfacht werden, der Netzausbau schneller abgeschlossen sein.
In der Industrie sollen Klimaschutzverträge den Aufbau CO2-armer Schlüsseltechnologien gewährleisten. Förderungsprogramme von grünem Wasserstoff sollen mindestens verdoppelt werden und Klimaschutz- und Energieinvestitionen in der Industrie sollen durch günstigere steuerliche Abschreibungsregeln gefördert werden.
Weitreichende Veränderungen im Verkehr und in der Landwirtschaft nötig
Im Verkehr soll sich die Kfz-Steuer für neu zugelassene Autos ab 2023 am CO2-Ausstoß orientieren. Auch die Elektromobilität soll vorangebracht werden. Es wird ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen gefordert und auch mehr Investitionen in den Bahnausbau, statt dem Straßenausbau, werden empfohlen. Außerdem soll der Güterverkehr durch eine Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Straßen und einen höheren CO2-Aufschlag dekarbonisiert werden.
Das Gebäudeenergiegesetz soll bereits früher angepasst werden und auch Förderprogramme für energieeffizienten Neubau, energetische Sanierung und klimafreundlichen Heizungstausch sollen mit zusätzlichen Milliarden deutlich ausgeweitet werden.
Auch die zulässige Modernisierungsumlage soll auf 1,5 Prozent abgesenkt werden (derzeit 8 Prozent), die Mehrkosten durch den CO2-Preis sollen nicht auf die Mieter umgelegt werden dürfen. Darüber hinaus sollen bis 2030 acht Millionen Haushalte mit grüner Fern- oder Nahwärme versorgt werden.
In der Landwirtschaft sollen Tierbestände reduziert und Nährstoffbilanzen ausgeglichen werden. Eine Moorschutzstrategie soll darüber hinaus die Wiedervernässung aller landwirtschaftlich genutzten Moore bis 2045 verfolgen, da trocken gelegte Moore sehr viel Treibhausgas emittieren.
Die genauen Formulierungen der ausgesprochenen Empfehlungen sind hier nachzulesen.