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Flugzeug-Absturz Flugzeug-Absturz: Trauer-Messen am Bodensee

07.07.2002, 12:45
Ihr Beileid zum Flugunglück nahe Überlingen
Ihr Beileid zum Flugunglück nahe Überlingen dpa

Überlingen/Genf/Hamburg/dpa. - Bundespräsident Johannes Rau informierte sichin der Nähe des Unglücksortes über die Katastrophe. Bislang wurden 37Leichen identifiziert. Etwa 20 russische Opfer sollten noch amSonntagabend in ihre Heimat übergeführt werden.

Baden-Württemberg plant nach den Worten von MinisterpräsidentErwin Teufel (CDU) eine offizielle Trauerfeier, voraussichtlich amkommenden Wochenende. Die Termine würden mit der Bundesregierungabgestimmt, hieß es. Auch der Bundespräsident will nach Angaben einesSprechers daran teilnehmen.

Mehrere hundert Menschen hatten am Samstagabend in Owingen aneinem Gottesdienst und einem Schweigemarsch teilgenommen. Vieleverfolgten die Messe vor der Pforte der völlig überfüllten Kirche. AmRande des 3000-Einwohner-Ortes war ein großes Teil der russischenUnglücksmaschine aufgeschlagen. Für Sonntagabend plante die StadtÜberlingen an der Absturzstelle des Rumpfes der Tupolew einenökumenischen Gottesdienst. Dort hatten die Hinterbliebenen derrussischen Opfer am vergangenen Donnerstag bei einem KurzbesuchAbschied von ihren Familienmitgliedern genommen und Kränze sowieBlumen niedergelegt. Die Mehrheit der Absturzopfer sind Schulkinder.

Deutsche Fluglotsen haben dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel»zufolge die Katastrophe heraufziehen sehen und noch versucht, sie zuverhindern. Die Lotsen der Flugleitstelle «Rhein Radar» in Karlsruhehätten 132 Sekunden vor dem Zusammenstoß eine Warnung ihresRadarsystems erhalten, dass die beiden Maschinen auf Kollisionskurssind. Nachdem sie einige Sekunden auf das Eingreifen des ZürcherFluglotsen gewartet hatten, versuchten sie anzurufen - doch war dortlaut «Spiegel» besetzt. Drei der vier Telefonleitungen bei skyguidewaren wegen Wartungsarbeiten am Montagabend stillgelegt gewesen.

   Der skyguide-Fluglotse hatte in der Katastrophennacht nach Angabender federführenden Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) inBraunschweig mit zahlreichen technischen Problemen zu kämpfen. Nebendem Haupttelefonnetz war auch das Radarwarnsystem zur Wartungabgeschaltet, das bei der gefährlichen Annäherung zweier Flugzeugeein akustisches Signal gibt. Der betroffene Fluglotse kann nachPresseberichten vom Sonntag nicht mehr arbeiten, der Vater von dreiKindern müsse psychologisch betreut werden.

   Nach einem Bericht der Schweizer «SonntagsZeitung» hat skyguideeinen Fehlbestand von etwa 100 Fluglotsen, rund 20 Prozent derStellen. Doch auch in Deutschland fehlen laut «Welt am Sonntag»(WamS) und «Bild am Sonntag» Fluglotsen. Hier gebe es einen Bedarffür etwa 150 Lotsen, sagte Klaus Berchthold, Präsident des VerbandesDeutscher Flugleiter (VDF), der «WamS».

   Genaue Aufschlüsse über die Abläufe in der Unglücksnacht erhoffensich die Experten von der Auswertung der Flugschreiber. Doch diebraucht noch einige Zeit: «Vor Mittwoch werden wir keine neuenErgebnisse bekommen», sagte ein BFU-Sprecher am Samstag. DerUntersuchungskommission gehören neben deutschen Experten auchVertreter aus Bahrein, Russland, Schweiz und den USA an.

Karte zur Flugzeugkollision über dem Bodensee
Karte zur Flugzeugkollision über dem Bodensee
dpa
Mindestabstände im Luftraum
Mindestabstände im Luftraum
dpa