Flüchtlinge im Mittelmeer Flüchtlinge im Mittelmeer: Bis zu 700 Tote bei Schiffsunglücken

Rom - Bis zu 700 Flüchtlinge sind bei zwei schweren Schiffsunglücken am Wochenende vor der libyschen Küste ums Leben gekommen.
Das eine Schiffsunglück mit 500 Toten, das sich in der vergangenen Woche etwa 300 Seemeilen entfernt von Malta ereignet hat, soll nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) von den Menschenschmugglern selbst verursacht worden sein. Das berichtet die italienische Zeitung „La Repubblica“. Die Organisation beruft sich dabei auf die Aussagen der zwei Überlebenden des Untergangs.
Den Aussagen der beiden palästinensischen Jugendlichen zufolge ließen die Schlepper das Boot mit den Flüchtlingen untergehen, nachdem es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit ihnen gekommen war.
IOM-Mitarbeiter nahmen die Aussage der Jugendlichen in Sizilien auf. Die beiden sind der IOM zufolge Anfang September über Ägypten aus dem Gazastreifen geflohen. Nach dem Untergang ihres Bootes wurden sie von dem Handelsschiff „Pegasus“ aufgenommen und am vergangenen Samstag in die südost-sizilianische Hafenstadt Pozzallo gebracht.
Außer diesen beiden gibt es nach Angaben von Flavio di Giacomo, IOM-Sprecher in Italien, nur neun weitere Überlebende des Unglücks. Sie wurden von griechischen und maltesischen Schiffen gerettet. „Es scheint, als ob die anderen Passagiere des Flüchtlingsbootes alle tot sind“, zitiert „La Repubblica“ di Giacomo. Wenn sich das bewahrheitet, würde es sich um das schwerste Schiffsunglück der vergangenen Jahre im Mittelmeer handeln.
Weiteres Schiff gesunken
Ein zweites Flüchtlingsboot war am Sonntag unmittelbar vor der libyschen Küste gekentert. Dabei kamen nach Angaben von Al-Wasat unter Berufung auf die libysche Marine mehr als 160 Menschen ums Leben. 36 Schiffbrüchige seien gerettet worden. Das Unglück ereignete sich nahe der Hafenstadt Tadschura rund 20 Kilometer östlich der libyschen Hauptstadt Tripolis. Die Küstenwache würde vor Ort die Bergung übernehmen.
Nach Angaben der IOM sind seit Anfang diesen Jahres bisher rund 108.000 Flüchtlinge auf dem Seeweg nach Italien gekommen. Im Vorjahr seien es im gleichen Zeitraum 43.000 gewesen. Menschenschmuggler nutzen verstärkt die Wirren der Milizenkämpfe in Libyen, um Migranten aus Nordafrika nach Italien zu bringen. Die Entfernung zwischen Lampedusa und der libyschen Küste beträgt knapp 300 Kilometer. (ps, mit afp und dpa)