Fernsehen Fernsehen: Auch «Foffi und Tatjana» haben jetzt eine eigene Soap

Berlin/dpa. - Die Kamera ist immer dabei: Sie zoomt auf denSchminktisch im Badezimmer, schwenkt in den Ankleideraum und gewährtgroßzügig Blicke ins Schlafzimmer. Kaum etwas bleibt privat, wennPrinz Ferfried von Hohenzollern (63) und seine Verlobte Tatjana Gsell(34) sich vom Fernsehsender RTL II für eine Doku-Seifenoper bei ihrenHochzeitsvorbereitungen filmen lassen. «Foffi und Tatjana:Aschenputtel wird Prinzessin» soll die Serie heißen, die vom 8. Mai(20.15 Uhr) an zu sehen ist. Ausgerechnet mit diesem Voyeurismus-Format wollen der Prinz und seine Verlobte ihr leichtes Skandal-Imageund den Medienrummel um ihre Liaison loswerden.
Ferfried und Tatjana setzen sich in ihrer Wohnung im BerlinerSüden bereitwillig in Szene. In der Ankleide zeigt die Braut ihremAuserwählten ihre Lieblings-Hot-Pants. Der Stoff ist mit Krönchen ausStrass-Steinen besetzt. «Geil oder?», fragt sie. «Schön», antworteter. In der nächsten Stunde wird sich Tatjana Gsell drei Mal umziehenund schließlich in einem tiefroten Mini-Kleidchen mit glitzerndemHerzen erscheinen. «Für den Morgen etwas heavy, findest Du nicht?»,fragt der Prinz. Tatjana gewandet sich bereitwillig in etwaszüchtigeres Hellgrünes, pausiert noch kurz am Schminktisch. ZwischenKronleuchtern und Parkett dominieren Spiegel die Wohnung.
Der Prinz spart, eine Zigarre in der Hand, nicht mit Selbstkritik.«Wir haben den großen Fehler begangen, unser Privatleben zu sehr inder Öffentlichkeit 'rüberzubringen», sagt er. «Vielleicht ist das TV-Format eine Möglichkeit, zu zeigen, dass wir ein normales Paar sind.»
Das ist sicher nicht leicht. Tatjana Gsell machte vor zwei Jahrendurch einen Gerichtsprozess bundesweit Schlagzeilen. Ihr Mann, einSchönheitschirurg, war im Alter von 76 Jahren an den Folgen einesÜberfalls gestorben, der sich später als fingiert herausstellte. Diejunge Witwe erhielt wegen Vortäuschens einer Straftat und versuchtemVersicherungsbetrug eine Bewährungsstrafe von 16 Monaten. Auf Partysund Filmpremieren fiel sie danach durch knappe Kleidchen und ihreVerbindung mit einem Mann aus dem deutschen Hochadel auf. Es istüberdies offen, ob die Hochzeit vor TV-Kameras überhaupt stattfindenkann. Ferfried ist noch nicht von seiner dritten Frau geschieden.
Eine Doku-Seifenoper im Boulevard-TV mag unter diesen Umständennicht gerade als viel versprechender Weg erscheinen, derÖffentlichkeit als «normales Paar» zu begegnen. «Ein gewisses Maß anVoyeurismus macht den Reiz dieser Formate aus», sagt der Regisseur amSet, Stefan Albrecht. Für Doku-Soaps gibt es viele Vorbilder: «TheOsbournes» in den USA zum Beispiel oder zuletzt die deutscheHochzeits-Doku über die Sängerin Sarah Connor und Marc Terenzi. VomPromi-Faktor mag das neue Filmpaar aber vielleicht eher in der Liga«Die Drews - eine furchtbar nette Familie» spielen.
In der neuen Soap geht es um Etikette-Training für die Braut oderWalzer-Kurse. Für eine Jagdszene lernte Tatjana Gsell, mit einer 9-Millimeter-Waffe zu schießen. Hat ihr Prinz sie darum gebeten? Derschmunzelt nur. «Das ist das Klischee der adligen Dame auf der Jagd»,sagt er. «Doch welche Prinzessin will eine Nahkampfausbildung?».Vielleicht sieht der Prinz den Dreh als Spiel mit den Gelüsten derBoulevardmedien? Für einen Juristen, der als Berater für einePrivatbank arbeitet, wäre das allerdings ungewöhnlich. TatjanasMotive für ihre TV-Präsenz scheinen offensichtlicher. «Wenn jetzt eintoller Werbeauftrag kommen würde, den würde ich annehmen.»
Große Gegenwehr hat das TV-Team bei seinem Doku-Paar nicht zubefürchten. Als Tatjana Gsell «nein» sagte, ging es darum, sie ohneSchminke zu zeigen. Nur der Sendetitel behagt ihr wenig. «AlsAschenbrödel fühl' ich mich nun weniger», sagt sie und berichtet,dass ihr immer noch eine Klinik für plastisch-ästhetische Chirurgiegehört. Prinz Ferfried hat am Aschenputtel nichts auszusetzen. «Daswar ein Kind, das den Adel im Herzen getragen hat. Genau wieTatjana.» Dafür mag er «Foffi» nicht. «Niemand nennt mich so.»
Schließlich bekunden die Verlobten, dass sie sich künftig aus derÖffentlichkeit zurückziehen wollen. Am Mittag gibt es eine neueInterview-Anfrage. Ferfried von Hohenzollern möchte zuerst ablehnen.Tatjana Gsell sagt sofort zu.