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Fantreue bis ins Grab Fantreue bis ins Grab: Beerdigung im HSV-Sarg mit Stadion-Hymne möglich

Von Jenny Tobien 24.07.2007, 05:54
Bestatter Holger Langer richtet in Hamburg einen Kranz an einem blauen Sarg mit dem Logo des Hamburger SV. (Foto: dpa)
Bestatter Holger Langer richtet in Hamburg einen Kranz an einem blauen Sarg mit dem Logo des Hamburger SV. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - So oder so ähnlich können sichtreue Fans des Hamburger Sportvereins (HSV) jetzt beerdigen lassen.«Die Bindung an Vereine oder Clubs ist manchmal sogar stärker als andie Familie», sagt Ruth Werderitsch vom GroßhamburgerBestattungsinstitut (GBI). Das Unternehmen hat einen Lizenzvertrag mit dem Fußballverein abgeschlossen und bietet seit Anfang Juli dieaußergewöhnlichen Beerdigungen an. Der Erlös der Lizenzgebührenfließt in den geplanten HSV-Friedhof in Altona.

Die Resonanz habe gezeigt, dass Bedarf besteht. In den erstenTagen hätten rund 20 hartgesottene Anhänger angerufen und Interessebekundet. «Mit einem entsprechenden Vorsorgevertrag sichern sie sichbereits zu Lebzeiten ihr HSV-Begräbnis», sagt Werderitsch. IhrerErfahrung nach gehen die Menschen inzwischen viel entspannter mit demeinstigen Tabu-Thema Tod um und wünschen sich häufig eineindividuelle Bestattung, die Leidenschaften und Interessen derVerstorbenen widerspiegelt. «Das ist eine großartige Sache», meintauch der HSV-Fanbeauftragte Mike Lorenz. «Damit können wir unsereVerbundenheit zum Verein über den Tod hinaus zeigen.» DieBeisetzungen im HSV-Stil kosten je nach Aufwand zwischen gut 800 undmehr als 3000 Euro.

Ähnliche Angebote gibt es schon in anderen Städten. Bernd-JosefKremer, Bestattungsunternehmer aus dem Ruhrgebiet erfülltbeispielsweise den letzen Willen von Schalke oder Borussia-Dortmund-Fans und bietet sogar Urnen in Fußballform an. «In den Niederlandengibt es eine Urnenwiese, aus dem alten Rasen des Ajax Amsterdam-Stadions», erklärt Peter Cardorff, der das Buch «Der letzte Pass»über die Trauerkultur in der Fußballszene geschrieben hat. Auf demAreal, das angelegt ist wie ein Fußballplatz, könnten Fans ihre Ascheausstreuen lassen. Und in der Nähe von Buenos Aires hat derStammverein der argentinischen Fußballlegende Diego Maradona, BocaJuniors, einen eigenen Fanfriedhof eröffnet.

Auch der HSV hat sich bereits im vergangenen Jahr auf dem Friedhofim Stadtteil Altona, in unmittelbarer Nähe des Stadions, einGräberfeld reserviert. «Wir wollen ein landwirtschaftliches Design,das an die Stadionstruktur erinnert», sagt HSV-VorstandsmitgliedChristian Reichert. Vorstellbar seien Pflanzungen in der Rautenformdes HSV-Emblems, Gedenksteine für berühmte HSV-Spieler oder einhalbrunde Anordnung der Gräber, die an die Form eines Stadionserinnert. Wegen fehlender Gelder verzögerte sich aber bislang dieErrichtung des HSV- Friedhofs.

«Der Fußball wird bei immer mehr Leuten zum Lebensinhalt», sagtAutor Cardorff. Somit sei vorstellbar, dass auch die Zahl der Fan-Beerdigungen oder von Grabsteinen mit Fußballsymbolen weiter wachse.Ganz neu sei der Trend allerdings nicht. Dem großen HamburgerFußballer Adolf Jäger wurde bereits vor mehr als 60 Jahren auf demAltonaer Friedhof ein Denkmal gesetzt. Auf dem Grabstein des 1945verstorbenen Nationalspielers ist noch heute das Vereinsemblem desAltonaer FC zu sehen.