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Fährdrama auf Philippinen: 57 Überlebende gefunden

23.06.2008, 15:07

Manila/dpa. - Nach dem schweren Fährunglück vor der philippinischen Küste wurden am Montag immer noch fast 800 Menschen vermisst. Obwohl Suchtrupps inzwischen 57 Menschen gerettet haben, sank von Stunde zu Stunde die Hoffnung, noch weitere Überlebende zu finden.

Die Küstenwache setzte die Suche auf den umliegenden Inseln fort. Die Behörden fürchten eines der folgenschwersten Fährunglücke in der Schifffahrtsgeschichte. An Bord waren nach Angaben des Eigners Sulpicio Lines 862 Menschen - 111 Besatzungsmitglieder und 751 Passagiere, darunter 81 Kinder. Das Schiff war für fast 2000 Menschen zugelassen und seit 24 Jahren im Einsatz.

«Wir wollen keine falschen Hoffnungen wecken, aber wir wollen optimistisch bleiben», sagte ein Sprecher der Marine. Die Suche nach Überlebenden werde fortgesetzt. Aus dem Wrack des Schiffes habe es aber kein Lebenszeichen gegeben. «Wir haben auf den Rumpf geklopft um etwaigen Überlebenden zu signalisieren, dass Hilfe kommt», sagte er. «Leider hat niemand zurück geklopft.»

20 Todesopfer sind inzwischen bestätigt. Bei 14 weiteren angeschwemmten Leichen ist nicht klar, ob es sich um Passagiere der «Princess of the Stars» oder um vermisste Fischer handelte. Bundespräsident Horst Köhler schickte am Montag ein Beileidstelegramm an die philippinische Präsidentin Macapagal-Arroyo. «Ich möchte Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen», heißt es darin.

Das Fährschiff war am Samstag in den Taifun «Fengshen» geraten, auf Grund gelaufen und in Sichtweite der Küste von Sibuyan rund 300 Kilometer südlich von Manila gekentert. Der schwere Sturm behinderte die Rettungsarbeiten. Vier Menschen schafften es in den ersten Stunden nach dem Unglück schwimmend an Land. 53 weitere erreichten mit aufblasbaren Rettungsbooten das Ufer, einige erst nach einer 24-stündigen Odyssee auf dem offenen Meer.

Ein Rettungsboot mit 28 Überlebenden wurde 150 Kilometer südlich von Manila gefunden. Nach Angaben der Küstenwache war die Strömung stark. An Bord waren unter anderem Besatzungsmitglieder, die es schafften, das kleine Boot trotz meterhoher Wellen über Wasser zu halten. Zwei der ursprünglich 30 Menschen an Bord wurden von den Wellen ins Meer gerissen.

Die Regierung stoppte alle Sulpicio-Fähren und ordnete eine Untersuchung des Unglücks an. Seit 1987 sind vier Fähren der Firma gesunken, darunter die «Dona Paz», deren Untergang kurz vor Weihnachten 1987 als das größte Fährdesaster weltweit in die Geschichte einging. 4300 Menschen kamen ums Leben, als das Schiff mit einem Öltanker zusammenstieß.

Präsidentin Macapagal Arroyo kritisierte die Küstenwache scharf, weil die «Princess of the Stars» am Freitagabend in Manila trotz Sturmwarnung ausgelaufen war. Der Taifun forderte durch Überschwemmungen und Erdrutsche in anderen Landesteilen mindestens 156 Menschenleben.