1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Explosion von Munitionsbunker: Explosion von Munitionsbunker: Wahrscheinlich vier Tote in Lübben

Explosion von Munitionsbunker Explosion von Munitionsbunker: Wahrscheinlich vier Tote in Lübben

13.11.2002, 10:31
Blick auf den Betriebseingang der Firma Spreewerk im brandenburgischen Lübben (Dahme-Spreewald):. Bei der Explosion eines Munitionsbunkers auf dem Firmengelände sind am Dienstag vier Menschen ums Leben gekommen. (Foto: dpa)
Blick auf den Betriebseingang der Firma Spreewerk im brandenburgischen Lübben (Dahme-Spreewald):. Bei der Explosion eines Munitionsbunkers auf dem Firmengelände sind am Dienstag vier Menschen ums Leben gekommen. (Foto: dpa) dpa

Lübben/dpa. - Die Explosion des Munitionsbunkers im brandenburgischen Lübben hat höchstwahrscheinlich vier Menschenleben gefordert. «In Anbetracht des Ausmaßes der Zerstörung ist das realistisch», sagte Polizeisprecher Matthias Kühnel am Mittwoch, einen Tag nach der Katastrophe in dem Städtchen, das sonst eigentlich wegen seiner idyllischen Lage im Spreewald bekannt ist. In den Trümmern hatten die Ermittler bereits die Überreste von zwei Mitarbeitern entdeckt. Deren beide Kollegen galten am Mittwoch zunächst noch als vermisst.

Die vier Männer im Alter zwischen 26 und 59 Jahren sollen sich im und am Bunker aufgehalten haben. Die betroffene Firma Industriepark Spreewerk Lübben GmbH ging in einer schriftlich verbreiteten Stellungnahme davon aus, dass keiner das Unglück überlebte. Den Angehörigen gelte «die vollste Anteilnahme». Ansonsten war aus der Munitionsentsorgungsfirma nicht viel zu erfahren. Der Unfall sei bei der «Delaborierung» von Bomben passiert, die Ursache unklar, hieß es.

Die Männer hätten sich wahrscheinlich im Bunker aufgehalten, sagte Polizeisprecher Kühnel. Dort seien sie ihrer Arbeit nachgegangen, die im fachmännischen Zerlegen von Munition bestand. «Warum es dabei zur Explosion kam, versuchen wir herauszufinden.» Dagegen hatte es am Vortag von einer Vertreterin der Stadt Lübben geheißen, bei der Entsortung dürften keine Personen in den Bunkern sein. Technische Geräte brächten die Bomben an Ort und Stelle.

Der Bürgermeister der Stadt Lübben, Lothar Bretterbauer (CDU), sah sich am Mittwoch nicht in der Lage, Auskünfte zu geben. Zuvor hatte er die Angehörigen der Opfer besucht, wie eine Sprecherin sagte: «Er braucht Zeit, das zu verarbeiten.» Zeugen des Unglücks gibt es nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) nicht: «Die sind alle tot.» Journalisten wurden auch am Mittwoch nicht bis zur Unglücksstelle durchgelassen.

Bilder aus der Luft zeigen annähernd das Ausmaß der Zerstörung: Betonbrocken, Holzpaletten, zerborstene Bäume, Munitionsreste und weiße, Eimer-ähnliche Gegenstände liegen wild durcheinander in dem Waldstück, durch das die Polizei in Quadraten weiß-rotes Absperrband zog. Den Ermittlern am Boden bot sich ein Bild des Grauens: Menschliche Überreste seien gefunden worden, sagte Kühnel. «Wir haben aber Probleme, sie zuzuordnen.»

Auf dem Gelände der Firma befinden sich mehrere wallähnliche und mit Gras überwachsene Betonbunker, die etwas im Boden eingelassen sind. In der Vergangenheit hatte es wiederholt kleinere Zwischenfälle in dem Werk gegeben. Der Landrat des Kreises Dahme-Spreewald, Martin Wille (SPD), sagte aber am Mittwoch, bei einem Besuch vor drei Jahren habe er den Eindruck gehabt, dass die Sicherheitsbestimmungen sehr streng sind. Angesichts eines solchen Unglücks müsse aber genau geprüft werden, ob die Vorkehrungen ausreichend waren oder möglicherweise nicht eingehalten wurden.