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Brände Explosion in High-Deck-Siedlung – mehr als 40 Verletzte

Ein lauter Knall reißt die Menschen in der High-Deck-Siedlung in der Nacht aus dem Schlaf. Eine Wohnung im Erdgeschoss brennt völlig aus. War es ein Unfall? Oder steckt mehr dahinter?

Von Claudia Buse, Fabian Nitschmann und Marion van der Kraats, dpa Aktualisiert: 13.10.2025, 10:57
Das Feuer in der Erdgeschosswohnung hat große Schäden hinterlassen. Einsatzkräfte der Spurensicherung suchen nach der Ursache.
Das Feuer in der Erdgeschosswohnung hat große Schäden hinterlassen. Einsatzkräfte der Spurensicherung suchen nach der Ursache. Fabian Sommer/dpa

Berlin - Ein lauter Knall, anschließend Feuer: In der Neuköllner High-Deck-Siedlung ist am frühen Morgen eine Erdgeschosswohnung in Flammen aufgegangen. Bei dem Brand wurden vor allem durch Rauchgase mehr als 40 Menschen verletzt. Der Bewohner der betroffenen Wohnung erlitt eine Kopfverletzung und kam schwerverletzt ins Krankenhaus.

Das betroffene sechsstöckige Gebäude am Michael-Bohnen-Ring wurde zeitweise komplett evakuiert. Für die Menschen stand ein Kältebus zur Verfügung. Nach einigen Stunden wurden die Wohnungen ab der zweiten Etage wieder freigegeben, die Menschen konnten in ihre vier Wände zurück.

Polizei schließt auch möglichen Unfall nicht aus

Die Brandursache war zunächst unklar, das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen. „Es wird in alle Richtungen ermittelt“, sagte ein Polizeisprecher. Auch ein Unfall könne nicht ausgeschlossen werden. Bewohner hätten „zumindest ein Knallgeräusch“ wahrgenommen. „Wodurch dieser Knall verursacht worden ist, ist Gegenstand der Ermittlungen“, so der Sprecher. Berichte, wonach es während der Löscharbeiten noch weitere Explosionen gab, konnte die Polizei zunächst weder bestätigen noch dementieren.

Die High-Deck-Siedlung am Ende der Sonnenallee geriet in den vergangenen Jahren immer wieder vor allem rund um Silvester in den Fokus. Beim Jahreswechsel 2022/2023 kam es dort zu heftigen Böllereien und Ausschreitungen, ein Bus brannte ab. Die Siedlung wird häufig als sozialer Brennpunkt bezeichnet.

Lauter Knall vor Brand

Ein Bewohner des Hauses sagte der Deutschen Presse-Agentur, er sei durch lautes Gepiepe aufgewacht, das er zunächst für seinen Wecker gehalten habe. „Ich bin dann zum Fenster – und habe die Flammen gesehen. Da bin ich vor lauter Schreck erst mal aufgestanden“, sagte er. Danach habe er die Wohnungstür geöffnet und gesehen, dass das Treppenhaus bereits stark verraucht war. „Dann habe ich die Tür wieder zugemacht und habe gewartet.“

Sie sei von einem lauten Knall geweckt worden, schilderte eine Anwohnerin mit kleinem Hund. Dann habe es schon „lichterloh“ gebrannt, sagte die Frau, die gegenüber dem Gebäude wohnt.

Treppenhaus in betroffenem Gebäude war stark verraucht

Das Feuer brach nach der mutmaßlichen Explosion in einer Wohnung im Erdgeschoss aus. Sie brannte komplett aus und ist laut Polizei unbewohnbar. Der Bewohner erlitt eine Kopfverletzung, wie der Polizeisprecher sagte. Der Mann ist außer Lebensgefahr.

Das Erdgeschoss und die erste Etage in dem sechsstöckigen Gebäude durften zunächst nicht wieder betreten werden. Das Bezirksamt müsse sich um Ausweichmöglichkeiten kümmern, so der Polizeisprecher. Zunächst stand für die Betreuung der betroffenen Anwohner ein Kältebus bereit.

Laut Feuerwehr wurden 15 Menschen in Krankenhäuser gebracht, darunter auch der am Kopf verletzte Mann. Insgesamt wurden nach Angaben der Polizei 46 Menschen verletzt. Die allermeisten Verletzten erlitten durch die Rauchentwicklung im Treppenhaus des Gebäudes Atemwegsreizungen, wie es hieß.

Mehrfach gefährliche Situationen

Noch ist offen, was zu dem Brand in Neukölln führte. In der Vergangenheit gab es in Berlin jedoch mehrfach gefährliche Situationen durch Hantieren mit gefährlichen Substanzen.

So wurde Ende Juli ein Jugendlicher bei einer Detonation in einem Mehrfamilienhaus in Berlin-Marzahn schwer verletzt. Der 17-Jährige hatte laut Polizei mit explosivem Pulver hantiert. Spezialisten der Kriminaltechnik fanden in der Wohnung sprengstoffverdächtige Substanzen. Drei Wohnhäuser wurden damals stundenlang evakuiert.

In der Wohnung eines 35-Jährigen in Berlin-Spandau stellte die Polizei rund 200 Kilogramm illegales Feuerwerk sicher. Der Familienvater wurde im September vom Amtsgericht Berlin wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz sowie des Verstoßes gegen das Waffengesetz zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. „Bei diesen Mengen hätte eine Kippe gereicht und die ganze Bude wäre in die Luft geflogen“, sagte die Vorsitzende Richterin bei der Urteilsverkündung.