Investitionsbank Berlin Experten sehen Berlins Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs
Berlins Wirtschaft entwickelte sich zuletzt eher verhalten. Für 2026 rechnet die Investitionsbank Berlin mit deutlich mehr Wachstum. Die Wirtschaftssenatorin sieht mehr Licht als Schatten.

Berlin - Fachleute der Investitionsbank Berlin (IBB) erwarten für 2026 ein Wirtschaftswachstum in Berlin von 1,8 Prozent. Dazu beitragen sollen vor allem die deutlich steigenden Investitionen der öffentlichen Hand, wie es im aktuellen Konjunkturbericht der Bank heißt. Demnach sollen die Aufwendungen des Landes für die Wirtschaft auch infolge des Sondervermögens des Bundes im nächsten Jahr auf 5,8 Milliarden Euro steigen.
„Der Fokus liegt bei der Verkehrsinfrastruktur auf Investitionen in den
ÖPNV, aber auch in den Brücken- und Straßenbau“, teilte die IBB weiter mit. Beim Wohnungsbau sei beabsichtigt, die Fördermittel zu verdoppeln. Zugleich werde erheblich in die Digitalisierung investiert.
Berlin wächst weiter über Bundesdurchschnitt
Dies könne dazu beitragen, dass das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr im Vergleich zu 2025 deutlich zulegt. Die Investitionsbank geht für dieses Jahr von einem Wachstum von 1 Prozent aus. Das wäre zwar noch immer deutlich über dem Bundesdurchschnitt, aber der Abstand wird kleiner.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wies darauf hin, dass Berlins Wirtschaft damit 2026 zum 14. Mal in Folge über dem Bundesdurchschnitt wachse. „Berlin hat den Vorteil, dass wir nicht eine einzelne starke Branche haben wie andere Regionen in Deutschland, die dann zum Beispiel auf die Automobilindustrie angewiesen sind und gerade große Probleme haben“, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.
„Wir haben eine starke Industrie mit über 100.000 Arbeitsplätzen. Wir wachsen aber auch eindeutig im Technologiebereich. Alle 17 Stunden wird ein neues Start-up in Berlin gegründet - über 500 im Jahr“, erklärte die Wirtschaftssenatorin. „Darunter sind Unternehmen, vor allem im Bereich Künstlicher Intelligenz, die stark wachsen.“ Das gelte auch für den Fintech-Bereich.
Dennoch müsse sich Berlin noch breiter aufstellen auch mit Blick auf ausländische Märkte. „Wir schauen dafür nach Osteuropa, insbesondere nach Polen, die unter den Top 20 der am stärksten wachsenden Länder rangieren“, sagte Giffey.
Berlin sucht neue Märkte in Asien und Lateinamerika
„Wir nehmen aber auch Indien stärker in den Blick, eine der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften weltweit und werden im indischen Silicon Valley - in Bangalore - im nächsten Frühjahr ein Berliner Auslandsbüro eröffnen.“
Südostasiatische Länder wie Indonesien, aber auch Lateinamerika seien für Berlin von großer Bedeutung. „Wir werden im nächsten Jahr Lateinamerika stärker in den Fokus rücken und unsere Kooperationen intensivieren“, kündigte Giffey an.
Beispielsweise werde die Messe Berlin erstmals eine Tourismusmesse in Mexiko organisieren. „Es ist geplant, dass wir im kommenden Jahr nach Lateinamerika reisen, um die Zusammenarbeit zu intensivieren, die durch das zukünftige Mercosur-Abkommen nochmals wichtiger wird.“ Die EU-Kommission hatte die Unterschrift unter das Handelsabkommen mit wichtigen südamerikanischen Volkswirtschaften zuletzt verschoben, weil unter anderem Italien sich noch querstellt.
Sorgen bereitet den Wirtschaftsfachleuten der IBB vor allem der Arbeitsmarkt. Im September dieses Jahres sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erneut überdurchschnittlich stark zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote verharrte zuletzt bei mehr als 10 Prozent. „In den kommenden Monaten gilt es, die Chancen der Transformation konsequent zu nutzen – durch kluge Investitionen, digitale Bildung und eine enge Allianz von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft“, teilte IBB-Chef Hinrich Holm mit.