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Ex-Boxer Ex-Boxer: René Weller feiert wiedergewonnene Freiheit

31.01.2003, 17:05
Der ehemalige Box-Europameister Rene Weller wird am Freitag (31.01.2003) vor der Vollzugsanstalt in Calw von seiner Tochter Kim begrüßt. Er wurde nach viereinhalbjähriger Haft vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Weller war im Juli 1999 wegen Drogenhandels, Hehlerei und Verstoßes gegen das Waffengesetz zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. (Foto: dpa)
Der ehemalige Box-Europameister Rene Weller wird am Freitag (31.01.2003) vor der Vollzugsanstalt in Calw von seiner Tochter Kim begrüßt. Er wurde nach viereinhalbjähriger Haft vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Weller war im Juli 1999 wegen Drogenhandels, Hehlerei und Verstoßes gegen das Waffengesetz zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. (Foto: dpa) dpa

Calw/dpa. - Mit Küsschen für seine Liebsten hat der ehemalige Box-Europameister René Weller am Freitag seine wiedergewonnene Freiheit gefeiert. Nach viereinhalbjähriger Haft wurde er vorzeitig aus dem Gefängnis in Calw entlassen. Das Landgericht Karlsruhe setzte die Reststrafe wegen guter Führung zur Bewährung aus. Wegen Drogenhandels, Hehlerei und Verstoßes gegen das Waffengesetz war Weller im Juli 1999 nach bereits fast einjähriger Untersuchungshaft zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. «Ich bin sehr froh, dass es vorbei ist», sagte der 49-Jährige, der in den 80er Jahren das Boxen in Deutschland wieder populär gemacht hatte.

Ungeduldig wartete er am Freitagmorgen auf das Okay der Staatsanwaltschaft für sein Leben in Freiheit. Ein letztes Mal musste er über die Gefängnismauern hinweg auf seine Familie und Freunde vor dem Tor sehen. Seine Mutter Gislinde strahlte: «Das ist schon ein ganz besonderer Tag. Ich bin sehr glücklich.» Gemeinsam mit Wellers 20-jähriger Tochter Kim sowie seiner Lebensgefährtin Sylvia Bachmann hatte die Mutter stundenlang in eisiger Kälte ausgeharrt, bis sich die Tür der Justizvollzugsanstalt öffnete.

Herausspaziert kommt ein über das ganze Gesicht strahlender und gut gebräunter Ex-Boxer, der seine Angehörigen an sich drückt und in die Kameras der Journalisten lächelt. Im Gepäck hat er lediglich eine Baseballmütze sowie einige Exemplare seiner gerade aufgenommen CD «Ich bin wieder hier». Von seiner Vergangenheit als Drogendealer will der gelernte Heizungsmonteur und Goldschmied bis heute nichts wissen. In dünner Jeanskleidung sichtlich frierend, gibt der Ex-Boxer den wartenden Journalisten bereitwillig immer wieder die Auskunft: «Alles bestens, mir geht es gut. Es ist ein Supergefühl, wieder frei zu sein.»

Im Juni 1998 war Weller bei einer Übergabe von Drogengeld vor einem Ettlinger Hotel festgenommen worden. Trotzdem behauptet Weller bis heute, er habe nie etwas mit Drogen zu tun gehabt. Das Landgericht Karlsruhe sah das anders: An fünf Kokaingeschäften war Weller demnach beteiligt. Schon lange hatte der Sportler als zwielichte Figur gegolten. Doch bei früheren Verfahren, etwa wegen Hehlerei, war er immer mit Geldstrafen davongekommen.

Wie er sein Leben künftig aussehen wird, weiß der «schöne René» mit dem alten Playboy-Image offenbar noch nicht genau: «Ich würde gerne als Sportlehrer in Gran Canaria arbeiten. Ob das geht, muss ich aber erst mit meinem Bewährungshelfer klären.» Im Gefängnis habe er jedenfalls fleißig trainiert und er wolle auch künftig viel Zeit für Sport aufbringen: «Ich will in jedem Fall einen großen Abschiedskampf organisieren, bei dem ich selbst in den Ring steige.» Zumindest vorerst bleibe er weiter bei einer Katalysatoren-Firma in Engelsbrand beschäftigt, wo er bereits als Freigänger arbeitete.

Am Freitag freute sich der frühere Profiboxer auf ein gemütliches Kaffeekränzchen im Hause seiner Mutter sowie auf ein Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten. Ein besonderes Willkommensgeschenk wurde allerdings vom Schnee begraben: Statt eines geliehenen Mittelklassewagens hätte eigentlich eine große Limousine den Boxer in Calw abholen sollen. Der Luxusschlitten konnte jedoch wegen des Wintereinbruchs nicht die Fahrt in den Schwarzwald antreten.