Europa Europa: Schnee und Eis legen Verkehr von Irland bis Berlin lahm

Brüssel/dapd. - Belgien ist zum Weihnachtsfest von den heftigstenSchneefällen seit Jahren heimgesucht worden. In der Nacht zumFreitag waren in Brüssel bis zu 20 Zentimeter Neuschnee gefallen,der Verkehr in der EU-Hauptstadt kam praktisch zum Erliegen. Derinternationale Flughafen wurde zwar am Morgen wieder geöffnet, wegender Schneemassen konnte aber nur eine Rollbahn genutzt werden.
Es gebe keine ausreichenden Kapazitäten, teilte dieFlughafenleitung mit. Nur vereinzelte Flüge könnten abgefertigtwerden. Bereits am Donnerstag war es zu teils erheblichenVerzögerungen gekommen, am Freitag blieben viele tausendFlugreisende ganz stecken.
Schnee in der EU-Hauptstadt ist wegen der Nähe zur Küste eineSeltenheit, und Winterbereifung rar. Am Morgen wurden rund um dieMetropole 500 Kilometer Stau gezählt. ErziehungsministerinMarie-Dominique Simonet riet den Eltern davon ab, ihre Kinder zumUnterricht zu bringen, berichtete die Zeitung «Le Soir» in ihrerOnlineausgabe. Zahlreiche Schulen blieben geschlossen, weil es dieLehrer nicht zu ihrem Arbeitsplatz schafften.
Fahrverbot für Lkw
Der Öffentliche Nahverkehr in Brüssel und der südlichen Walloniewurde teilweise eingestellt, die Busse blieben im Depot. Auf derAutobahn E40 zwischen Lüttich und der deutschen Grenze blieb derVerkehr vorübergehend stecken. Schneewehen sorgten auch auf denAutobahnen Richtung Luxemburg und Frankreich für massive Störungen,wie die Polizei meldete. Für einen Großteil der Strecken wurde einFahrverbot für Lkw ab 7,5 Tonnen verhängt.
Am Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurde unterdessen dasMittel für die Enteisung der Flugzeuge knapp, sodass diefranzösische Luftfahrtbehörde die Airlines aufforderte, ihre Flügezu reduzieren. Grund für den Mangel an Glykol war ein Streik beimfranzösischen Hersteller. In die Bresche sprangen die USA, die nachAuskunft der Pariser Flughafenbehörde eine LieferungEnteisungsmittel per Flugzeug schickten. Dennoch mussten etwa 400Flüge am Freitag am Flughafen Charles de Gaulle gestrichen werden.Zahlreiche Reisende dürften somit nicht mehr rechtzeitig zumWeihnachtsessen an ihren Zielort gelangt sein.
Auf den britischen Flughäfen verlief der Betrieb nach demWinterchaos der vergangenen Tage wieder größtenteils normal.Gleichwohl kam es nach wie vor zu Einschränkungen im Zugverkehr. InIrland bereitete man sich derweil auf weitere Probleme wegenerwarteter Schneefälle vor. Der Flughafen der Hauptstadt Dublin waram Donnerstag vorübergehend geschlossen worden, Tausende Reisendewaren gestrandet.
400 Passagiere müssen auf zwei Fähren in Dänemarkübernachten
Schwer gebeutelt durch den überraschenden Kälteeinbruch wurdeauch die irische Landwirtschaft. Schweine, Kühe und Schafe fielenden tiefen Temperaturen zum Opfer, aber auch junge Lachse in denFischfarmen konnten der Kälte nicht länger trotzen.
In Dänemark mussten unterdessen 400 Passagiere auf zwei Fährenzur Insel Bornholm übernachten. Wegen eines Schneesturms konnten diebeiden Schiffe nicht mehr rechtzeitig in den Hafen zurückkehren.
Auch in Deutschland sorgten Schnee und Eis an Heiligabendteilweise für ein Verkehrschaos. Besonders im Norden warenBahnstrecken und Straßen blockiert. Aber auch in anderenBundesländern kam es durch Neuschnee oder Eisglätte zu Unfällen undBehinderungen. Die wichtige Bahnstrecke Hannover-Berlin musste inder Nacht stundenlang gesperrt werden. Rund 725 Fahrgäste in fünfFernverkehrszügen saßen dadurch fest und mussten über mehrereStunden auf die Weiterfahrt warten, wie die Bahn am Freitagmitteilte. Grund für die Sperrung waren Oberleitungsschäden aufgrundvon Eisregen.
Zwischen Berlin und Hannover hatte einsetzender Eisregen gegen00.20 Uhr einen IC-Zug bei Stendal zum Anhalten gezwungen. Vierweitere ICE mussten ebenfalls auf freier Strecke ihre Fahrt von odernach Berlin unterbrechen. In allen Zügen sei die Versorgung mitStrom und Heizung gewährleistet gewesen, teilte die Bahn mit. Zudemseien Speisen und Getränke an die Fahrgäste ausgegeben worden.
In Nordrhein-Westfalen wurde der Verkehr durch neue Schneefällevon bis zu 20 Zentimetern teilweise lahmgelegt. Seit Donnerstag kames auf den Straßen landesweit zu knapp 2.000 witterungsbedingtenUnfällen. Der Düsseldorfer Flughafen war wegen der Schneefälle amFreitag mehrere Stunden lang gesperrt.