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Eschweiler Eschweiler: Tiefe Trauer um Tom: «Wie konnte das nur passieren?»

Von Elke Silberer 02.04.2003, 13:55
Vor dem Elternhaus des ermordeten Tom und seiner Schwester Sonja in Eschweiler steht am Mittwoch (02.04.2003) der Wagen eines Notfall-Seelsorgers. Die Kinder wurden seit Sonntag (30.03.2003) vermisst. Die Leiche des Jungen fand ein Spaziergänger am Montag, die vermisste Schwester wird von Hunderten Polizeikräften in Eschweiler und Umgebung gesucht. (Foto: dpa)
Vor dem Elternhaus des ermordeten Tom und seiner Schwester Sonja in Eschweiler steht am Mittwoch (02.04.2003) der Wagen eines Notfall-Seelsorgers. Die Kinder wurden seit Sonntag (30.03.2003) vermisst. Die Leiche des Jungen fand ein Spaziergänger am Montag, die vermisste Schwester wird von Hunderten Polizeikräften in Eschweiler und Umgebung gesucht. (Foto: dpa) dpa

Eschweiler/dpa. - Für die Klasse 5 d der Bischöflichen Liebfrauenschule sollte es ein sonniger Wandertag zum Eschweiler Blausteinsee werden. Doch statt Wanderstimmung herrscht tiefe Trauer in der Schule: Ein Freund und Mitschüler ist tot. Ein Unbekannter hat Tom erwürgt. Seine kleine Schwester Sonja, die ebenfalls viele aus der Klasse kennen, ist spurlos verschwunden.

Am Mittwoch bemühen sich die Lehrer um Schulalltag. Aber wenn die Kinder reden wollen, hören die Lehrer zu. «Es gibt Situationen, da sind andere Sachen wichtiger als der Schulstoff», sagt der stellvertretende Schulleiter Bert Schopen. Tom war im vergangenen Sommer mit einigen Freunden aus seiner Grundschule auf das Eschweiler Gymnasium gewechselt. Zwei von ihnen sollen mit ihm und seiner Schwester noch am Sonntagnachmittag gespielt haben.

Doch anders als die Spielgefährten kehrten Sonja und Tom nicht nach Hause zurück. Der Elfjährige wurde mit einer Plastiktüte über dem Kopf an einem Waldparkplatz in der Voreifel gefunden. Von der neunjährigen Schwester fehlt trotz des Großaufgebotes der Polizei jede Spur.

Was zwischen dem Verlassen des Elternhauses, dem Spielen auf dem alten Zechengelände und dem Verschwinden der Geschwister passiert ist, kann die Staatsanwaltschaft noch nicht minutiös rekonstruieren. «Das ist ein Puzzle, das abgearbeitet werden muss», sagt der Aachener Oberstaatsanwalt Robert Deller. Dazu werden Freunde und Nachbarn der Familie werden befragt.

Die Ermittler setzen bei ihrer Arbeit vor allem auf die Beobachtungen von Zeugen. Deshalb verteilt die Polizei 10 000 Handzettel in der Region. Die signalgelben Blätter zeigen die Porträts der beiden Geschwister: den zaghaft lächelnden Tom mit dem Borstenschnitt und Sonja, die blonden langen Haare hochgesteckt.

Die Schülerinnen Gina (13), Julia (13) und Jennifer (14) sind von den Ereignissen tief berührt. Sie wollen helfen. Nach der Schule sind sie spontan in die Eschweiler Innenstadt gegangen und haben die Polizisten um einen Packen Flugblätter gebeten. Die verteilen sie an Passanten. «Wir wollen, dass der, der das getan hat, gefunden wird», sagt Jennifer. Die drei Mädchen besuchen die Eschweiler Realschule Patternhof.

Die liegt nur wenige Meter von Toms und Sonjas Zuhause entfernt. An der Tür des Einfamilienhauses hängt Frühjahrsschmuck. Im Vorgarten sprießt die Blütenpracht. «Die Eltern waren immer behutsam mit den Kindern», sagt ein Nachbar traurig. «Sie haben die Kinder zur Schule gebracht und abgeholt. Die Frage stelle ich mir immer wieder: Wie konnte das nur passieren?»

Die 13-jährige Schülerin Gina hat am Mittwoch (02.04.2003) in Eschweiler spontan Handzettel von der Polizei übernommen, auf denen Hilfe bei der Suche nach der vermissten Sonja und dem Mörder ihres Bruders Tom erbeten wird. Dazu werden 10000 Blätter mit Informationen und Fragen verteilt. (Foto: dpa)
Die 13-jährige Schülerin Gina hat am Mittwoch (02.04.2003) in Eschweiler spontan Handzettel von der Polizei übernommen, auf denen Hilfe bei der Suche nach der vermissten Sonja und dem Mörder ihres Bruders Tom erbeten wird. Dazu werden 10000 Blätter mit Informationen und Fragen verteilt. (Foto: dpa)
dpa