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Eschede-Prozess Eschede-Prozess: Gutachter: Katastrophe war nicht vorherzusehen

05.02.2003, 14:40
Ein Modell des Unfallortes der ICE-Katastrophe in Eschede. (Foto: dpa)
Ein Modell des Unfallortes der ICE-Katastrophe in Eschede. (Foto: dpa) dpa

Hannover/dpa. - Der Radreifenbruch sei ein «singuläres, nicht vorhersehbaresEreignis» gewesen. Akesson sagte als Gutachter im Prozess gegen dreiIngenieure in Hannover aus. Sein Forscherteam hatte im Auftrag derBahn ein Gegengutachten zu Studien im Auftrag der Anklage erstellt.

Nach dem Bruch des Radreifens war der ICE «Wilhelm Conrad Röntgen»im Juni 1998 entgleist und an einer Brücke zerschellt. Seit mehr alsfünf Monaten müssen sich drei Ingenieure wegen fahrlässiger Tötungund fahrlässiger Körperverletzung verantworten. «Dieses Gutachten istabsolut entlastend für meinen Mandanten und die anderen Ingenieure»,sagte Verteidigerin Anne Wehnert. Im Gegensatz zu den Erkenntnissendes Fraunhofer Instituts im Auftrag der Staatsanwaltschaft beziehedie neue Untersuchung auch die Materialstärke des Unglücksrads ein.

Nach eigener Erläuterung hatten sich Akesson und seine Kollegen indie Rolle von Bahn-Ingenieuren im Frühjahr 1998 versetzt und anhandvon Experimenten und Berechnungen die Einsatzfähigkeit des Radsystemserprobt. Zu Grunde gelegt wurde ein Durchmesser von 860 Millimetern.Das Rad hatte beim Unglück einen Durchmesser von 862 Millimetern.

Damit sei es nach allen Erkenntnissen der Schweden einsatzfähiggewesen. «Es bestand eine ausreichende Sicherheit vor der Entstehungvon Rissen», sagte der Forscher. Dass sich dennoch ein Riss bildete,der zum Bruch führte, sei nicht vorherzusehen gewesen. Möglicherweisehätten Feuchtigkeit und chemische Prozesse den Riss verursacht.

Akesson widersprach damit den Ergebnissen des FraunhoferInstituts. Laut dem Gutachten für die Anklage war das Unglücksrad zulange gelaufen und hätte einen Durchmesser von 880 Millimetern nichtunterschreiten dürfen. Der Prozess geht an diesem Donnerstag weiter.