1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Gewerkschaften: Ernesto Harder zu neuem DGB-Bezirkschef gewählt

Gewerkschaften Ernesto Harder zu neuem DGB-Bezirkschef gewählt

Wie tickt der Mann, der den Deutschen Gewerkschaftsbund in drei Bundesländern führen soll? Ernesto Harder nennt die wichtigsten Themen – und warum es jetzt schneller gehen muss.

Von dpa Aktualisiert: 06.12.2025, 14:30
Industriegewerkschafter mit klaren Vorstellungen: Ernesto Harder.
Industriegewerkschafter mit klaren Vorstellungen: Ernesto Harder. Julian Stratenschulte/dpa

Hannover - Ernesto Harder ist zum neuen Bezirksvorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt gewählt worden. Auf der DGB-Bezirkskonferenz stimmten nach Angaben einer Gewerkschaftssprecherin 98,8 Prozent für den 47-Jährigen. Er gilt als gemeinsamer Vorschlag der acht Mitgliedsgewerkschaften. 

Zur neuen stellvertretenden Bezirksvorsitzenden wurde Katrin Skirlo gewählt, die zugleich neue Landesleiterin des DGB Sachsen-Anhalt ist. Sie bekam den Angaben zufolge 95,2 Prozent der Stimmen. 

Zuvor DGB-Landesleiter in Bremen 

„Ich bin Industriegewerkschafter von meiner Herkunft her. Was in der Industrie passiert, treibt mich sehr um“, sagte Harder der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich vertrete er auch die Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes und des Dienstleistungssektors: „Der DGB-Blick umfasst nun also alle Branchen.“

Harder ist seit 2021 als Landesleiter des DGB Bremen tätig, zuvor war er politischer Sekretär bei der IG Metall in Bremen.

„Ich übernehme keinen luftleeren Raum“

Für das neue Amt kündigt er Kontinuität an: „Ich übernehme keinen luftleeren Raum. Mein Vorgänger hat eine Agenda gesetzt, und die setze ich fort.“ Der bisherige Bezirkschef Mehrdad Payandeh tritt aus Altersgründen nicht noch einmal an.

Als eines der drängendsten Themen nennt Harder das geplante Tariftreuegesetz in Niedersachsen. Dieses müsse zügig beschlossen werden, um klare Standards bei öffentlichen Aufträgen zu sichern. „Ich wünsche mir das in den nächsten Wochen – ehrlich gesagt eher in den nächsten Tagen“, sagte er. 

Warnung vor Deindustrialisierung

Harder warnt vor den wirtschaftlichen Entwicklungen in vielen Regionen. „Wir erleben Deindustrialisierung auf einem Niveau, wie wir es seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Wir müssen dem entschieden etwas entgegensetzen“, sagte er. Angesichts der Lage fordert der Gewerkschafter schnelleres Handeln: „Investitionen können nicht Jahre warten. Sie müssen jetzt kommen.“

Skirlo forderte eine Vermögenssteuer für Überreiche und eine Steuer auf sehr große Erbschaften. „Der Sozialstaat muss gerecht finanziert werden“, sagte sie laut Pressemitteilung. Mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Jahr in Sachsen-Anhalt erklärte sie, dass das Bundesland vor einer Richtungsentscheidung darüber stehe, wie die Gesellschaft künftig arbeiten, leben und miteinander umgehen wolle: „Hetze ist kein politisches Geschäftsmodell.“