Ernährung Ernährung: Vitamin-B1-Mangel wird häufig erst spät erkannt
Gießen/dpa. - Ein Mangel an dem lebenswichtigen Vitamin B1 wird nach Expertenmeinung häufig erst sehr spät erkannt. «Eine Mangelerscheinung ist unter anderem eine Schädigung des Herzmuskels, die kann aber auch andere Ursachen haben als Vitaminmangel», sagte der Gießener Ernährungswissenschaftler und Kinderarzt Michel Krawinkel der dpa am Mittwoch. «Herzmuskelschäden können auch durch Virus-Infektionen verursacht werden, häufig suchen Mediziner zunächst nach einer solchen Erkrankung.»
Bevor ein Vitaminmangel als Krankheitsursache erkannt werde, könnten bei Untersuchungen manchmal einige Wochen vergehen. Wie lange es dauere, bis ein Vitamin-Mangel lebensbedrohlich wird, sei schwer zu bestimmen. «Vitamin B1 hat eine Halbwertzeit von vier bis sechs Wochen. Es kommt darauf an, wie viel von dem Vitamin beim Beginn des Entzugs schon im Körper gespeichert war.» Bei Säuglingen, die noch nicht viel Vitamin B1 im Körper haben, sei es aber denkbar, dass es nach vier bis sechs Wochen bereits zu Schäden komme.
Zu wenig Vitamin B1 führe neben Herzmuskelschäden auch zu Schäden im Nervensystem, zu Bewegungsstörungen und Verwirrungszuständen. Die Vitamin-B1-Mangelkrankheit Beriberi und komme in schwererer Form besonders in Asien vor. «Dort, wo Menschen sehr viel stark polierten Reis essen, gibt es die Krankheit häufiger. Wo mehr vollkörniges Getreide gegessen wird, ist sie seltener, weil dieses Getreide einen höheren Vitamingehalt hat.»
Soja-Milch, die zur Ernährung von Säuglingen verwendet wird, sei hingegen nicht vitaminarm. «Allerdings gehen bei Kochen, Pasteurisieren oder Sterilisieren der Milch viele Vitamine verloren, die dann später wieder zugesetzt werden müssen, damit das Kind genug Vitamin B1 bekommt», sagte Krawinkel.