Ergebnisse zu Schweinegrippe-Verdacht erwartet
Hamburg/dpa. - Bei den sieben Schweinegrippe-Verdachtsfällen in Deutschland hoffen die Behörden heute auf Klarheit. Bis zum Mittag soll feststehen, ob eine im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) behandelte Frau mit dem mutierten Virus aus Mexiko infiziert ist.
Nach Informationen der «Financial Times Deutschland» war bei ihr der Virus-Subtyp H1N1 nachgewiesen, zu dem außer dem Schweinegrippe-Erreger auch der der aktuell zirkulierende gewöhnliche Grippe gehört. Jeweils drei Verdachtsfälle gibt es außerdem in Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Der Virologe Stephan Günther vom Hamburger Tropeninstitut nannte den Verdacht in der Hansestadt «hochgradig». Den Klinikangaben zufolge war die Patientin aus Mexiko über Düsseldorf nach Hamburg zurückgekehrt. Sie sei nach ihrer Ankunft im Krankenhaus isoliert und eingehend untersucht worden. Die junge Frau sei sofort mit den entsprechenden Medikamenten behandelt worden. Es gehe ihr den Umständen entsprechend gut.
Einer der drei Betroffenen aus Nordrhein-Westfalen lebt nach Behördenangaben im Sauerland. Er sei schon vor Wochen aus Mexiko zurückgekehrt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Düsseldorf. «Da die formalen Kriterien eingehalten werden müssen, wurde der Mann gemeldet.» Im Kreis Recklinghausen steht ein am Montag aus Cancún in Mexiko heimgekehrtes Paar unter Quarantäne. Ein Schnelltest sei allerdings bereits negativ ausgefallen, sagte die Leiterin des Gesundheitsamtes, Ulrike Horazek.
Die bayerischen Behörden nannten keine Einzelheiten zu den drei Verdachtsfällen in ihrem Bereich. Alle Betroffenen warten auf endgültige Testergebnisse. In Bayern sind für 20 Prozent der Bevölkerung Medikamente wie Tamiflu und Relenza für den Notfall eingelagert. Darüber hinaus verfügen auch Krankenhäuser und Apotheken über die antiviralen Medikamente.
Nach Angaben von Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder gibt es derzeit in Deutschland keine konkrete Bedrohung der Bevölkerung. Auch wenn sich der Verdacht einer Infektion bestätigen sollte, würde es sich zunächst nur um Einzelfälle handeln, die schnell diagnostiziert und wohl auch erfolgreich behandelt werden könnten, sagte Schröder am Dienstag. Seinen Angaben zufolge halten sich im Schnitt 9000 deutsche Touristen in Mexiko auf.
Die mexikanischen Behörden haben derweil ihre Angaben über die Zahl der Schweinegrippe-Opfer korrigiert. Insgesamt seien bisher bei 26 Menschen Infektionen mit dem mutierten Virus nachgewiesen worden, davon seien sieben gestorben, teilte Gesundheitsminister José Àngel Córdova am Dienstagabend mit. In 13 weiteren Todesfällen seien auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf zusätzliche Untersuchungen eingeleitet worden, erklärte José Ángel Lezana, der Direktor des nationalen epidemiologischen Institutes. Bisher waren die Behörden von 20 Toten durch das neuartige H1N1-Virus ausgegangen.
Insgesamt seien in den vergangenen vier Wochen in Mexiko 159 Grippetote registriert worden, sagte Córdova. In diesem Zeitraum seien 2498 Infizierte in Krankenhäusern behandelt worden. Viele hätten die Kliniken inzwischen gesund verlassen. 1311 Erkrankte sind nach Angaben Córdovas noch in Behandlung.
Unterdessen baten die Staaten Mittelamerikas die internationale Gemeinschaft um Hilfe: Benötigt würden vor allem Medikamente, hieß es bei einem Treffen der Gesundheitsbehörden dieser Länder in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua. Für den Fall einer Ausbreitung der Grippe in der Region brauche man Medikamente für rund drei Millionen antivirale Behandlungen, schrieben die Minister in einem Brief an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf.
In Honduras und El Salvador erhöhten die Regierungen die Alarmbereitschaft. In Costa Rica wurden am Dienstag zwei Fälle von Schweinegrippe gemeldet. In beiden Fällen handelt es sich nach Angaben der Gesundheitsministerin María Luisa Ávila um zwei aus Mexiko eingereiste Personen. Die kubanische Regierung ordnete die Einstellung des Flugverkehrs nach Mexiko für 48 Stunden an und versetzte das Land in Alarmbereitschaft.
Ungeachtet der Schweinegrippe begannen unterdessen die Ärzte in der Dominikanischen Republik am Dienstag einer viertägigen Streik. Sie forderten eine Erhöhung der Gehälter von derzeit umgerechnet rund 500 Euro auf 1200 Euro. Notfälle und mögliche Fälle von Schweinegrippe sollen von dem Streik ausgenommen werden. Die rund 14 000 organisierten Mediziner wollen die Arbeit nicht vor Samstag wieder aufnehmen.