Erfurt Erfurt: Todesschütze gestand Motiv direkt vor Selbstmord

Erfurt/dpa. - Der Todesschütze von Erfurt, Robert Steinhäuser,soll unmittelbar vor seinem Selbstmord nach dem Massaker an 16Menschen einem Zeugen sein Tatmotiv gestanden haben. Nach einemBericht des Nachrichtenmagazins «Focus» sagte der 19-jährigeSteinhäuser einem Handwerkslehrling, der in der Schule arbeitete, erräche sich für seinen Rauswurf aus dem Gutenberg-Gymnasium. DasMünchner Magazin beruft sich auf den vorläufigen Abschlussbericht zuder Bluttat vom 26. April, den Innenminister Christian Köckert (CDU)am Dienstag in Erfurt vorstellen will.
Steinhäuser war dem Lehrling laut «Focus» am Ende seiner Gewalttatbegegnet. Der Fußbodenleger habe den Attentäter gefragt, ob die«Ballerei ernst oder ein übler Scherz» sei. «Absolut ernst», sollSteinhäuser geantwortet haben, schließlich sei er «von der Schulegeflogen.» Steinhäuser war im Oktober 2001 der Schule verwiesenworden.
Nach der Rekonstruktion der Abläufe gebe es nun keine Lücken mehr,sagte Köckert am Freitag. Die Ermittlungen ergaben, dass Steinhäuserdie Schule gegen 10.45 Uhr betrat. Einige Minuten später begann er zuschießen. Die Tat habe sich innerhalb von neuneinhalb bis zehneinhalbMinuten ereignet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, MichaelHeß. Zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin und ein Poliziststarben bei dem weltweit schlimmsten Massaker an einer Schule.
Nach einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins «Der Spiegel»bestätigt die Untersuchung auch die Rolle des Lehrers Rainer Heise,der Steinhäuser gestellt, in einen Raum gestoßen und eingeschlossenhat. Etwa gegen 11.20 Uhr soll Heise die Polizei darüber informierthaben, dass er den Amokläufer eingeschlossen habe. Ein Polizist seivor der verschlossenen Tür postiert worden und habe dort den letztenSchuss gehört, den Steinhäuser auf sich selbst abgab. Gerätselt wirdlaut «Spiegel» noch, warum es auf der Tatwaffe, einer Pistole vom TypGlock 17, keine Fingerabdrücke gab. Eine Untersuchung der Waffe aufGenspuren stehe noch aus.
Als Folge des Amoklaufs beschloss der Bundesrat am Freitag eineVerschärfung des Waffenrechts und einen besseren Schutz von Kindernund Jugendlichen vor Gewaltdarstellungen im Internet und beiComputerspielen.