Erdbeben im Iran Erdbeben im Iran: Enttäuschung bei deutschen Helfern

Teheran/Bonn/dpa. - Hoffnung und Verzweiflung liegen nahe beieinander im Erdbebengebiet von Bam in Iran: Die ganze Nacht lang trugen deutsche Helfer Stein für Stein einen Trümmerhaufen ab, aus dem am Sonntag noch Klopfzeichen zu hören gewesen waren und unter dem das Bioradar eine große Wahrscheinlichkeit ermittelt hatte, Überlebende zu finden. Am Montag kam dann der Rückschlag. Zwei Bewohner konnten nur noch tot geborgen werden. «Es ist schlimm. Für die Helfer ist das sehr frustrierend», sagte Stefan Duda vom Technischen Hilfswerk THW.
Der Notfallmediziner Frank Marx vom Malteser Hilfsdienst sieht den Einsatz der deutschen Experten trotzdem nicht als Fehlschlag. «Wir haben hier viel getan, wir haben Leichen geborgen, und auch das ist für die Angehörigen sehr wichtig.» Die Erfahrung, dass sehr viele Menschen umkommen und nur wenige gerettet werden können, gebe es bei solchen Katastrophen immer. «Es ist wie es ist.»
Im völlig zerstörten Bam war die Hoffnung, Überlebende zu finden, von vornherein nicht groß. Die Häuser waren aus Ziegeln vergleichsweise lose gebaut und wurden deshalb zu Todesfallen für die Bewohner. «Die Trümmerhaufen sehen aus, als ob große Lastwagen Ziegelsteine abgekippt hätten», berichtete Duda. Es gab keine Betondecken, die Hohlräume bildeten, unter denen Bewohner hätten überleben und auf die Retter hätten warten können.
Die Zement- und Ziegelbrösel würden wie eine Flüssigkeit in noch vorhandene Hohlräume rinnen und sie verschließen, sagte eine Sprecherin des Bayerischen Roten Kreuzes, das eine Suchhundgruppe geschickt hatte. Alle Helfer arbeiteten bis zur völligen Erschöpfung. «Die Mannschaft und die Suchhunde sind am Ende ihrer Kraft», bilanzierte der Darmstädter THW-Geschäftsführer Heinrich Ganß am Montag.
Trotzdem gingen die Retter jedem Hinweis auf Überlebende nach. «Das ist die beste Motivation, die sie kriegen können», sagte Duda. Alle Hoffnungen auf Wunder zerschlugen sich aber. Mehr als 72 Stunden nach dem verheerenden Beben schwand die Wahrscheinlichkeit, noch Opfer lebend zu bergen. «Wir haben getan, was wir konnten», sagte der Malteser-Arzt Marx.
Dabei waren die Helfer nicht nur mit der Suche nach Opfern beschäftigt. Es ging auch darum, Verletzten Erste Hilfe zu leisten. «Wir sind ständig im Einsatz», sagte Marx. «Wir kümmern uns nun darum, dass die Hilfsgüter, die eintreffen, an die richtige Adresse kommen.»
Die Hilfe geht damit in die zweite Phase über. Zelte werden aufgebaut, Trinkwasseranlagen in Betrieb genommen, Decken verteilt. An diese Phase der humanitären Hilfe wird sich dann in den nächsten Wochen und Monaten der Wiederaufbau anschließen. Auch dann würden Spenden gebraucht, beispielsweise, um Krankenhäuser in Stand zu setzen und auszurüsten, sagte Marx.




