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Entsetzen nach tödlicher Messerattacke in Rostock

Von Jan-Henrik Petermann 15.02.2010, 15:05

Rostock/dpa. - Rostock Der Angriff kam aus heiterem Himmel und machte Anwohner und Ermittler fassungslos: Nach der tödlichen Messerattacke auf zwei Passanten und einen zur Hilfe eilenden Polizisten am Sonntag in Rostock treibt die Frage nach dem Motiv die Menschen um.

Erste Verhöre des 50 Jahre alten mutmaßlichen Täters hätten Anzeichen einer psychischen Störung ergeben, erklärte die Staatsanwaltschaft in der Hansestadt am Montag. «Über das Motiv lässt sich noch nichts sagen. Der Mann ist aber wohl ziemlich durchgeknallt», sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann. Warum der offenbar geistig Verwirrte einen 67-Jährigen sowie eine ein Jahr jüngere Frau erstach und danach einen Beamten schwer verletzte, müssen nun wahrscheinlich Nervenärzte klären.

Zunächst wollten die Behörden die Ergebnisse weiterer Befragungen und die Obduktion der Opfer abwarten. Eine geplante Tat komme nach derzeitigem Erkenntnisstand aber kaum infrage, meinte Lückemann. Vorerst werde der Messerstecher voraussichtlich in eine geschlossene Anstalt eingewiesen. Bevor er zustach, soll der Mann «Stimmen aus dem Kosmos» gehört haben, die ihm die Angriffe befahlen; das hätten Zeugen berichtet, sagte der Staatsanwalt. «Das ist ein Anhaltspunkt dafür, dass wir von einer psychiatrischen Abartigkeit ausgehen müssen», sagte der Staatsanwalt dem Nachrichtensender N24.

Ob schuldfähig oder nicht: Die Tat ließ die Rostocker auch am Tag nach dem blutigen Überfall noch erschaudern. Am Sonntagnachmittag soll der Mann plötzlich über das Balkon-Geländer seiner Parterre- Wohnung gesprungen und über den zufällig vorbeigehenden Mann hergefallen sein. Dabei rammte er ihm die 15 Zentimeter lange Messerklinge mehrfach in den Körper.

Während der 67-Jährige im Schnee verblutete, kehrte der Täter in das Gebäude zurück - um erneut herauszustürmen, als eine Frau vorbeikam und dem Sterbenden helfen wollte. «Er versetzte ihr sieben Stiche in den Rücken, danach weitere in die Brust und in den Kopf», berichtete Lückemann. Die Frau starb qualvoll noch auf dem Gehweg, der Mann erlag auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Stichverletzungen. Beide Opfer sollen sich aus einem Musikverein gekannt haben.

Als ein Streifenwagen in der Plattenbau-Siedlung eintraf, rannte der Täter den Angaben zufolge abermals auf die Straße und ging mit gezücktem Messer auf den 49 Jahre alten Beamten los. Der am Arm verletzte Polizist musste operiert werden, schwebte jedoch nicht in Lebensgefahr. Erst nachdem der Schuss eines weiteren Beamten ihn in den Oberschenkel getroffen hatte, ließ sich der Messerstecher festnehmen.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) zeigte sich bestürzt über die Attacke: «Das ist eine fürchterliche Tat, die nicht zu begreifen ist.» Den Angehörigen der beiden Toten sprach er sein «tiefes Mitgefühl» aus. Anwohner sagten dem Sender NDR 1 Radio MV, sie seien traurig und enttäuscht darüber, dass so etwas in ihrem Stadtteil passieren könne. Der Mann habe seine Opfer anscheinend willkürlich ausgewählt. In dem Viertel soll es schon häufiger gefährliche Streitereien gegeben haben. Ob der Täter auch an früheren Auseinandersetzungen beteiligt war, blieb allerdings unklar. (dpa)