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Entführte Anneli aus Meißen ist tot Entführte Anneli aus Meißen ist tot: Mutmaßliche Entführer spionierten Opfer auf Facebook aus

Von Christian Parth 17.08.2015, 23:43
Bei der Pressekonferenz am Dienstag ringen die Ermittler um Fassung.
Bei der Pressekonferenz am Dienstag ringen die Ermittler um Fassung. dpa Lizenz

Dresden - Die seit vergangener Woche vermisste Anneli aus Sachsen ist tot. Bei der Leiche, die am Montagabend nahe Meißen entdeckt wurde, handele es sich um die 17-Jährige, teilte die Polizei am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Dresden mit. Die Gymnasiastin sei zum Opfer eines Tötungsverbrechens geworden. Vermutlich sei Annelie bereits am Freitag getötet worden, teilte die Polizei mit. Die Obduktion sei seit Montag um 9 Uhr früh im Gange und noch nicht beendet.

Anneli wurde vor ihrem Tod entführt. Das teilten die Ermittler mit. Die Tatverdächtigen hätten das Mädchen am Donnerstag (13.8.) in ihre Gewalt gebracht, kurz nachdem sie mit ihrem Hund zum Gassigehen aufgebrochen war. Der Vater habe einen Schrei gehört und einen Erpresseranruf erhalten. Die Entführer hätten sich mit Annelis Handy bei den Eltern der 17-Jährigen gemeldet und bis Freitagmittag 1,2 Millionen Euro Lösegeld gefordert. In einem zweiten Anruf hätten die Entführer gedroht, dass die Familie Anneli nicht wiedersehen werde, wenn sie das Geld nicht bezahle.

DNA-Treffer in der Datenbank

Polizei und Eltern des Teenagers hatten sich am Sonntagabend an die Öffentlichkeit gewandt. Darin hatten sie den Entführern zugesichert, „dass wir die angezeigten Forderungen erfüllen werden, um unser Kind bald in die Arme nehmen zu können“. Am Montagabend war dann die Leiche des Mädchens gefunden worden.

Ebenfalls am Montag nahm die Polizei zwei Verdächtige fest. Eine DNA-Spur am Fahrrad der Bauunternehmertochter sei der Schlüssel bei der Suche nach den Tätern gewesen, sagte die Polizei. Ein Abgleich mit der Datenbank habe einen Treffer ergeben. Einer der Männer sei in zwei Fällen vorbestraft. Einmal sei er durch Brandstiftung in Verbindung mit Versicherungsbetrug straffällig geworden. Etwas länger zurück liege ein Sexualdelikt.

Bei den Männern handelt es sich um einen 39-jährigen arbeitslosen Koch aus Bayern und einen 61-jährigen Edelmetall-Händler aus Dresden. Einer von ihnen soll nach Angaben der Ermittler während des Verhörs schließlich einen Hinweis auf die Leiche gegeben haben.

Polizei spricht von Verdeckungsmord

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um einen „Verdeckungsmord“ handelt. Die beiden mutmaßlichen Täter hätten sich offenbar nicht maskiert und somit Sorge gehabt, vom Opfer im Falle einer Freilassung identifiziert zu werden. Allerdings sei aufgrund der Lösegeldforderung davon auszugehen, dass die Bereicherungsabsicht von Beginn an das Motiv für die Entführung gewesen sei. Hinweise auf ein Sexualdelikt gebe es nicht, sagte Oberstaatsanwalt Erich Wenzlich.

Die Entführer haben Anneli nach Auffassung der Ermittler nicht zufällig als Opfer ausgesucht. Mindestens einer der beiden habe die junge Frau vermutlich vom Sehen gekannt, teilten die Ermittler am Dienstag in Dresden mit. Außerdem hätten sich die mutmaßlichen Täter vor der Entführung wohl bei Facebook über ihr Opfer informiert.

„Er war total cool“

Die Schwiegermutter des Kochs hat sich nun öffentlich geäußert. „Am Donnerstag ist er zum Hof gefahren, weil ich den Hof ja verkaufen will. Er hatte die Vollmacht, Besichtigungen zu machen, weil ich gesundheitlich nicht in der Lage bin“, sagte Margit B. zu Bild-Online. „Am Samstag kam er zurück, das erschien uns aber nicht ungewöhnlich.“ Einen Tag später habe sie schließlich im Internet von der Entführung gelesen und sich mit ihrem Schwiegersohn ausgetauscht. „Wir haben darüber gesprochen, es kam keine auffällige Reaktion von ihm. Er sagte nur, ja, es sei ein Haufen Polizei unterwegs gewesen. Er war total cool“, zitiert Bild die Schwiegermutter.

In der Zwischenzeit erfragte die Polizei bei ehemaligen Nachbarn in Sachsen die neue Adresse des Tatverdächtigen in Bayern. Die Schwiegermutter hat ihm den Polizeibesuch dann offenbar sogar angekündigt. Als am Montagfrüh gegen 7 Uhr schließlich die Polizei bei ihm klingelte, habe er den Beamten selbst die Tür geöffnet.

Anneli verschwand beim Gassigehen

Die Gymnasiastin, Tochter eines Bauunternehmers aus der Nähe von Meißen, verschwand am Donnerstagabend. Sie verließ ihr Elternhaus gegen 19.30 Uhr mit ihrem Fahrrad und dem Hund. Sie wollte ihn zum Gassigehen ausführen und war auf einer Verbindungsstraße zwischen der Bundesstraße 101 und dem Örtchen Luga unterwegs. Ihr Fahrrad wurde später in einem Straßengraben gefunden, ebenso der Hund, der noch lebte.

Ein Spürhund führte Polizisten dann am Freitag zu einem nahegelegenen Hof, wo ein Sondereinsatzkommando der Polizei das Gehöft vor Morgengrauen durchsuchte, aber das Mädchen nicht fand.

Schließlich durchsuchten Polizisten am Montag einen Bauernhof in Lampersdorf, einem Ortsteil von Klipphausen, und eine Wohnung in Dresden. Sie setzten auf dem unbewohnten Hof Spürhunde ein, kippten Container um und durchwühlten den Inhalt nach Spuren. Ein Polizeihubschrauber kreiste den ganzen Tag über der Gegend und suchte mit einer Wärmebildkamera nach dem Mädchen.

Am Montag kurz vor Mitternacht gab die Polizei dann bekannt, dass irgendwo dort der Leichnam einer jungen Frau entdeckt wurde. (mit dpa/afp)

Mit Absperrband hat die Polizei das Gelände an einem Bauernhof in Lampersdorf (Sachsen) gesichert.
Mit Absperrband hat die Polizei das Gelände an einem Bauernhof in Lampersdorf (Sachsen) gesichert.
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Die Polizei sucht bei Meißen fieberhaft nach der gekidnappten 17-jährigen Anneli. Ist sie nun fündig geworden?
Die Polizei sucht bei Meißen fieberhaft nach der gekidnappten 17-jährigen Anneli. Ist sie nun fündig geworden?
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