Ente gut alles gut Ente gut alles gut: Lustiges Taschenbuch mit Donald Duck feiert 50-jähriges Jubiläum

Köln - In einer Welt, in der die Figuren genauso heißen wie sie sind, ist das Leben wunderbar leicht. Etwas wirklich Bedrohliches gibt es nicht. Es leben natürlich Bösewichte in Entenhausen, denn sonst wäre es ja langweilig. Aber etwas abgründig Böses gibt es nicht. Es gibt Abenteuer, aber keinen Tod. Es gibt Zeit, aber sie vergeht nicht. Gefühle sind nie so kompliziert, dass sie sich nicht einfach mit einem „Schluck“, „Grübel“ oder „Stöhn“ in einer Sprechblase darstellen ließen. Jeder darf so sein, wie er ist – auch tollpatschig oder jähzornig. Diese Welt ist der perfekte Zufluchtsort.
Wenn mir als Kind die Welt draußen zu kompliziert, zu hart und zu ungerecht erschien, legte ich mich mit einem Lustigen Taschenbuch ins Bett, kroch unter die Decke und verschwand nach Entenhausen. Für die Stunde im Parallel-Universum mit Donald Duck und Micky Maus war alles vergessen. Vor allem wenn ich krank war, war das Lustige Taschenbuch mein Trost. Da wusste ich immer, was mich erwartet. Ich fand garantiert alles so wieder, wie ich es verlassen hatte. Das fing schon damit an, dass Donald immer denselben Matrosenanzug trug – oder hat er sieben Stück davon? Und ich konnte darauf vertrauen, dass am Ende immer alles gut war.
Rolling Ducks und Goofspear
Mein Bruder und ich besaßen gemeinsam Unmengen von Taschenbüchern, die wir in Kisten lagerten. Ich möchte gar nicht genau wissen, welche Unsummen an Taschengeld in die Comics geflossen sind, denn preiswert waren die noch nie. Aber es war eine nachhaltige Investition. Denn ich liebte es, in ihnen zu stöbern und mir die Einbände anzuschauen, die in Erinnerung riefen, ob entenhafte Geister darin spukten oder Zeitreiseabenteuer mit Micky warteten. Damals war nur jede zweite Doppelseite bunt, und die schwarz-weißen Seiten konnte man anmalen. Wenn meine Mutter nicht irgendwann der Meinung gewesen wäre, wir wären zu alt für Comics und die ganzen Bücher weggeschmissen hätte – wir wären vielleicht reich. Denn die alten Ausgaben sind heute natürlich richtig viel wert. Die erste Ausgabe des Lustigen Taschenbuchs kann man bei Ebay derzeit für 450 Euro kaufen.
Klar, irgendwann habe ich das Lustige Taschenbuch dann tatsächlich ersetzt durch das, was als Literatur für Erwachsene angemessener erscheint. Doch mittlerweile gibt es zwei neue Kisten mit Lustigen Taschenbüchern, zusammengetragen von mir und meinem sieben Jahre alten Sohn, der mittlerweile auch Fan ist.
Und es gibt Momente, da lasse ich alle Literatur links liegen und schleiche zu diesen Kisten in den Keller: Wenn ich krank bin. Dann brauche ich das Lustige Taschenbuch mehr als Tee und Hustenbonbons. Um Gedanken von Verderben und Vergänglichkeit zu vertreiben, gibt es einfach keine bessere Medizin als der heile Zufluchtsort von Entenhausen. Zu alt fürs Lustige Taschenbuch – das gibt es ja überhaupt nicht. Niemand wird schließlich älter in Entenhausen. Auch ich nicht.
Im Grunde genommen sind Lustige Taschenbücher sogar Weltliteratur – schließlich finden sich dort Anspielungen auf Klassiker wie „Vom Winde verweht“ (in „Die Ducks...vom Winde verweht“) oder Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ („Die Reise um die Welt in 8 Tagen). Es gibt die „Rolling Ducks“ und „Goofspear“. Ganz im Sinne von Brechts Verfremdungseffekt lernt der Leser auch etwas über die Hugenottenkriege und die französische Revolution. So macht Geschichte Spaß.
Vor allem aber ist es das Lebensgefühl. Ach, Entenhausen! Wenn es ihn nur gäbe, diesen Ort. Ich wäre schon längst dort, in einem kleinen gelben Holzhaus mit Garten und Hängematte.