Englische Gentlemen-Clubs Englische Gentlemen-Clubs: Frauenfreien Zonen droht das Aus

London/dpa. - «Danke, es gibt bessere Clubs in der Stadt», hatte der ehemaligePremierminister Harold Macmillan einst gesagt, als ihm ein Sitz imOberhaus angeboten wurde. Heute gelten die elitären Vereinigungenweithin als Bastionen einer überkommenen Zeit. Im 21. Jahrhundertwirkten sie nur noch «absurd», sagt Frauenministerin Barbara Roche.Sogar konservative Abgeordnete glauben, dass es jetzt an der Zeitist, die Gleichberechtigung der Frau auch hinter den schweren Türenmit der Aufschrift «Gentlemen Only» durchzusetzen. Das geplanteGesetz, das noch in dieser Legislaturperiode in Kraft treten soll,richtet sich allerdings nicht gegen alle Vereinigungen, die dasandere Geschlecht ausschließen: Der britische Frauenverein wirdebenso legal bleiben wie reine Jungen-Pfadfindergruppen.
Einer der Gentlemen-Clubs, die Frauen freiwillig als vollwertigeMitglieder zugelassen haben, ist der Reform Club, von dem aus PhileasFogg, der Romanheld von Jules Verne, aufbrach, um «In 80 Tagen um dieWelt» zu reisen. Der eher zweitrangige St. James' Club fand nur aufGrund einer Verkettung unglücklicher Umstände eines Tages einweibliches Wesen in seiner Mitte vor: Ein «Times»-Journalist hattesich ohne vorherige Konsultation des Clubvorstandes zu einerGeschlechtsumwandlung entschieden und saß plötzlich dick geschminktin Frauenkleidern in seinem Ledersessel. Wenig später beschloss derClub seine Selbstauflösung. Der Carlton Club, gesellschaftlicherMittelpunkt der Konservativen Partei, ließ in seiner 170-jährigenGeschichte bisher erst eine Frau zu - die ehemalige PremierministerinMargaret Thatcher.
Bei vielen Golf-Clubs der High Society heißt es am Wochenende:Frauen müssen draußen bleiben. Begründung: Sie können ja auch unterder Woche kommen - wenn die Männer arbeiten müssen. Oft haben dieweiblichen Mitglieder auch kein Wahlrecht und keinen Zutritt zur Bar.Der Gay Hill Golf Club in der Grafschaft Worcestershire hat einenbestimmten Bereich für Frauen mit einer Aluminiumleiste abgesperrt.Diese Demarkationslinie dürfen sie nur überschreiten, wenn sie eineZigarette rauchen wollen. «Wenn sie fertig sind, müssen sie wiederzurücktreten», erläutert der Clubvorsitzende Reg Patrick.
Doch nicht nur in den höheren Sphären der englischen Gesellschaftwollen manche Herren gern unter sich bleiben: Die Arbeiterviertelhaben ihre «Social Clubs», landesweit etwa 1600 an der Zahl, woFrauen ebenfalls nicht willkommen sind. Dass das diskriminierend seinsoll, kann der 88 Jahre alte ehemalige Werftarbeiter Fred Rowan nichtverstehen. Es sei gerade seine Frau, die ihn immer in seinen WallsendSocial Club schicke, beteuert er: Sie finde es beruhigend zu wissen,dass er dort keine anderen Frauen kennen lernen könne.