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Einzelhandel Einzelhandel: Tchibo macht immer mehr Tschechen und Polen glücklich

06.04.2005, 10:38
Das Foto zeigt Tchibo-Vorstandsmitglied Peter M. Wolf (l.) und den für Osteuropa zuständigen Geschäftsführer Harald Meyer bei einer Tasse Kaffe in einer neu eröffneten Tchibo-Filiale in Prag. (Foto: dpa)
Das Foto zeigt Tchibo-Vorstandsmitglied Peter M. Wolf (l.) und den für Osteuropa zuständigen Geschäftsführer Harald Meyer bei einer Tasse Kaffe in einer neu eröffneten Tchibo-Filiale in Prag. (Foto: dpa) dpa

Prag/Hamburg/dpa. - Seit 1991, nach der politischen Wende in Osteuropa, erschließtsich der Hamburger Konzern die Kaffeekulturen Zentral- undOsteuropas. Der Umsatz der Region von rund 500 Millionen Euro soll sich in drei, vier Jahren verdoppelt haben. Für dieExpansionsstrategie werden jährlich rund 10 Prozent der Erlöse als Investitionen angesetzt. Sie fließen in Logistik, Tchibo-Depots im Einzelhandel und eben Filialen. In Tschechien soll sich die Zahl der Depots 2005 auf rund 120 verdoppeln. Seit 1991 hat sich Tchibo nach eigenen Angaben im tschechischen Kaffeemarkt mit einem Marktanteil von 32 Prozent (Volumen) an der Spitze von der Konkurrenz abgesetzt.

In den aufstrebenden östlichen Wirtschaftsländern sind durch denglobalisierten Wettbewerb mit Konkurrenten wie Nestlé oder KraftFoods (Jacobs) die Märkte verteilt. «Es gibt kein exponentiellesWachstum, es geht um Verdrängung», sagt Wolf. Im Blick ist der Konsum von stabil rund 29 Milliarden Tassen Kaffee, die in Zentraleuropa - von Polen, über Tschechien bis in die baltischen Länder (ohne Russland) - jährlich getrunken werden, knapp halb so viel wie in Deutschland. Knapp über ein Viertel des Röstkaffee- und Instant-Marktes sieht Tchibo dort in seiner Hand. In Polen haben 19 Coffee-Bars und 140 000 Verkaufsstellen für das Bekanntwerden der Markengesorgt. Der Einstieg ins Systemgeschäft folge, die ein oder andereFiliale zum Weihnachtsgeschäft sei denkbar, berichtet Wolf.

In den vom Instant-Kaffee geprägten Märkten Russlands und derUkraine steht Tchibo vor einer anderen Herausforderung. «Wirüberlegen, ob wir mittelfristig Instant-Kaffee nicht auch selberherstellen sollen», gibt der Manager preis. Instant sei kein Beiwerk,sondern strategisches Angebot, handliche Gläser wurden eigens für dasgefriergetrocknete Getränk entwickelt.

Schließlich geht es in Russland um einen der größten Instantmärkteder Welt: Rund 25 Milliarden Tassen brühen sich die Kaffeetrinkerjährlich auf, Tendenz leicht steigend, wie in der Ukraine (10 Mrd).Und Tchibo ist im russischen Premiumsegment erst die Nr. 2 hinterMarktführer Nestlé. 5500 Tonnen Instant-Kaffee kauft der HamburgerRöster für seine östlichen Absatzgebiete zu; 1500 Tonnen mehr, undeine eigene Produktionsanlage für rund 20 Millionen Euro könnte sichrechnen. Investiert wird auch in Kasachstan, zunächst in den Aufbaueines Vertriebs.

Organisiert wird dieses Zentral- und Osteuropa-Geschäft von Wienaus. Dort, wo die Kaffeehauskultur zu Hause ist, bietet Tchibolandesweit in 160 Filialen und mehr als 6000 Depots seine Produktean. In der ebenfalls von Wien aus betreuten Schweiz (41 Filialen)werde auch schon «ein schwarzer Stift zum Schreiben verwendet»,berichtet der zuständige Geschäftsführer Harald Meyer. Zudem seiTchibo dort in sehr guten Verhandlungen mit einem Partner imLebensmitteleinzelhandel, ergänzte Wolf. Ob es sich um dabei umMigros handelt, wollte er nicht bestätigen. Der «Espresso-Lastigkeit»des Marktes habe sich Tchibo angepasst. Kaffee-Innovationen sind fürWolf in verteilten Märkten das Gebot der Stunde: «Sie sind schnelldrin, aber in kompetitiven Märkten auch schnell wieder draußen.»Derzeit ist Tchibo in 15 Ländern Zentral- und Osteuropas aktiv.