Fußball Eine Woche vor dem Start: Hertha will Fan-Rückhalt aufsaugen
Abstieg, Lizenz-Angst und auch danach war Herthas Sommer unruhig. Eine Woche vor dem Start der 2. Bundesliga ist die Stimmung im Umfeld trotzdem gut. Sportlich bleibt viel Arbeit.

Berlin - Den Optimismus lassen sie sich nicht nehmen. Eine Woche vor dem Saisonstart in der 2. Bundesliga kamen Tausende Hertha-Fans zur Saisoneröffnungsfeier in den Olympiapark. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Der Anhang der Blau-Weißen ist hart im Nehmen - und diese Energie will der Bundesliga-Absteiger nutzen.
„Wir spüren die Aufbruchstimmung. Das, was wir hier wieder an Rückhalt erfahren, müssen wir aufsaugen“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber. „Ihr Fans seid das Fundament, auf dem wir unseren Verein weiter aufbauen.“ Starke Dauerkartenverkäufe und steigende Mitgliederzahlen zeigen, dass dieser Rückhalt nicht nur ein Gefühl ist. Der Bundesliga-Absteiger startet am kommenden Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) bei Fortuna Düsseldorf in die zweite Liga.
Dabei wäre es niemandem um den Club zu verübeln, wenn die Laune mäßiger wäre. Der siebte Abstieg aus Deutschlands höchster Spielklasse und das lange Bangen um die Lizenz waren heftige Dämpfer.
Doch auch der Rest der Sommervorbereitung brachte weitere bittere Pillen: Rekord-Einkauf Lucas Tousart wechselte ausgerechnet zum Stadtrivalen aus Köpenick. Auch Hoffnungsträger Jessic Ngkankam verließ Berlin-Westend. Der finanziell schwer angeschlagene Club braucht dringend Transfereinnahmen zur Sanierung. Fan-Liebling und Kapitänskandidat Marius Gersbeck wurde nach dem Verdacht der Körperverletzung eines 22-Jährigen suspendiert.
Das alles schien am Samstag wie weggewischt. Auch Neuzugang Toni Leistner, wegen seiner Union-Vergangenheit zuletzt noch Ziel von Schmähungen einiger Fans, wurde mit lautem Applaus bedacht. „Als Verein brauchen wir Demut, Realismus und Zusammenhalt“, gab Präsident Kay Bernstein als Motto aus.
Wobei anzumerken gilt: Aufbruchsstimmung und Zusammenhalt gab es im Umfeld der Hertha auch im vergangenen Sommer - und sogar über weite Teile der Saison. Der Abstieg und Fast-Kollaps kamen trotzdem.
Sportlich ist noch viel im Konjunktiv. Weber wiederholte am Samstag, dass ein konkretes Saisonziel erst Anfang September nach Ende der Transferphase verkündet werde. Bis dahin sollen noch einige Spieler den Club verlassen. Und auch noch Neuzugänge kommen.
Einer könnte das Dardai-Quartett bei Hertha wieder komplettieren. Der Hauptstadtclub soll laut „Bild“-Zeitung und „Berliner Kurier“ an einer Verpflichtung vom in Berlin ausgebildeten Palko Dardai (24), dem ältesten Sohn von Hertha-Trainer Pal, interessiert sein. Auch Palkos Brüder Marton (21) und Bence (17) spielen für die Berliner. Sportlich würde die Verpflichtung Sinn ergeben: Der Offensivspieler kann auf dem Flügel und im Zentrum eingesetzt werden, wo Hertha noch Bedarf hat.
Im letzten Test gegen Standard Lüttich am Freitag gab es ein 1:1 und einige Baustellen zu bestaunen. Doch Dardai-Tugenden ebenso. Kompaktheit, Disziplin und Zweikampfstärke. Neuzugang Fabian Reese sagte der „Berliner Morgenpost“: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass da eine Einheit auf dem Platz steht, die füreinander kämpft. Das ist die Basis, die wir brauchen, um gemeinsam jubeln zu können.“