Grünes Gewölbe Ein Prunkschach: Kostbarer Zuwachs für Dresdner Schatzkammer
Das Dresdner Grüne Gewölbe bewahrt einzigartige Kostbarkeiten, die Meister der Schatzkunst einst fertigten. Manches, was in Inventaren verzeichnet ist, fehlt aber - nun gibt es für eines der Prunkstücke Ersatz.
Dresden - Zum 300. Jubiläum hat die Ernst von Siemens Kunststiftung (Berlin) dem berühmten Schatzkammermuseum Grünes Gewölbe in Dresden ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Sie erwarb ein über Jahrhunderte in Privatbesitz befindliches barockes Meisterwerk - als Dauerleihgabe für die Sammlung. Das luxuriöse Schachspiel aus der Zeit des Museumsgründers Kurfürst August der Starke ist aus Elfenbein, Ebenholz, Schildpatt und Silber gefertigt, wie Direktor Marius Winzeler bei der Präsentation am Donnerstag sagte. Es sei „ein einzigartiges Prunkstück der europäischen Schatzkunst des Barock“ und stehe für die Kooperation der Dresdner Hofkunst Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts mit den Augsburger Goldschmieden. Zudem schließt es eine besondere Lücke. „Laut historischen Inventaren gehörten damals mindestens drei vergleichbare Schachspiele zum Bestand, die aber verloren gingen.“
Die maximal acht Zentimeter großen Figuren aus Elfenbein und Ebenholz, weiß und schwarz, wurden „sehr wahrscheinlich“ von dem sächsischen Bildhauer Paul Heermann geschaffen, sagte Winzeler. Ein Hinweis darauf sei, dass sich an einer davon die Inschrift „Her/mann“ findet. Der Augsburger Goldschmied Paul Solanier habe die Miniaturschnitzereien gefasst und ihnen „Silberpodestchen“ gefertigt. Auch die 56,5 mal 56,5 Zentimeter messende Brettschatulle mit Feldern aus grün eingefärbtem Elfenbein und Schildpatt hat Silbereinlagen.
Zum Gründungsjubiläum könne es „nur ein einzigartiges und schon zur Entstehungszeit teures Geschenk“ geben, sagte Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kulturstiftung. „Bezahlt haben wir ein bisschen unter einer Million Euro.“ Das sei „ein angemessener Preis für ein außergewöhnliches Stück“. Verbunden mit der Gabe ans Grüne Gewölbe sei der Auftrag zu erforschen, wer dessen ursprünglicher Besitzer und ob Heermann wirklich der Schöpfer der Figuren war. Laut Winzeler war das Kunstwerk bis 2018 „völlig unbekannt, wurde auch nie publiziert“.
Im 18. Jahrhundert gehörte es einem Augsburger Bankier, der für verschiedene Höfe tätig war und auch für den Kaiser in Wien Kostbarkeiten als Pfand genommen habe. Ein solches könne auch das Prunkschach gewesen sein, „das dann nicht mehr ausgelöst wurde“. Bis 1920 war es im Besitz der Bankiersfamilie. Auf dem Kunstmarkt tauchte es auf, als deren Nachkommen es 2018 bei Christie's London versteigern ließen. Nun ist es im Dresdner Residenzschloss zu sehen, „in bestem Zustand, alles penibel erhalten“, sagte Winzeler. „Wahrscheinlich wurde es mehr oder weniger vergessen.“