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Dutroux-Prozess Dutroux-Prozess: Angeklagter gab Hinweise auf Kinderschänder-Netzwerk

22.03.2004, 16:02
Marc Dutroux im Gericht (Foto: dpa)
Marc Dutroux im Gericht (Foto: dpa) BELGA POOL/epa

Arlon/dpa. - Der mutmaßliche Mädchenmörder Marc Dutroux hat der Polizei schon kurz nach seiner Festnahme im August 1996 Hinweise auf ein Kinderschänder-Netzwerk gegeben. «Er freute sich über die gesellschaftliche Aufregung, die seine Affäre verursachte», sagte der Cheffahnder Michel Demoulin am Montag vor dem Schwurgericht in Arlon. Im Polizeiverhör habe Dutroux die Schuld an den Entführungen und Vergewaltigungen seinen Komplizen und der Gesellschaft zugeschoben: «Er hat seine Rolle systematisch heruntergespielt», sagte Demoulin.

Der Hauptangeklagte im Dutroux-Prozess um die Entführung von insgesamt sechs Mädchen habe seine Aussagen zu dem Geschehen aber wiederholt geändert, erklärte der Fahnder. Vier der sechs entführten Mädchen waren während ihrer Gefangenschaft qualvoll gestorben.

Dutroux' Mitangeklagter Michel Lelièvre hatte im Sommer 1996 als erster unter anderem die Entführung der beiden Teenager An und Eefje gestanden, berichtete Demoulin. Daraufhin erklärte Dutroux dem Fahnder, Lelièvre habe ihm von «einem Netzwerk» erzählt.

Tagelang behauptete der Hauptangeklagte nach Angaben Demoulins damals, An und Eefje seien nach ihrer Entführung in dem nicht näher bezeichneten Netzwerk verschwunden. Schließlich sei es aber Dutroux gewesen, der die Polizei exakt zu dem Ort führte, an dem die Mädchen begraben waren. Zuvor hatte Dutroux den Fahndern auf einem anderen Grundstück bereits den Weg zu den Leichen der beiden Achtjährigen Julie und Mélissa und seines Komplizen Bernard Weinstein gewiesen.

Bei der Suche nach den Leichen von Julie und Mélissa habe Dutroux keine Gefühle oder gar Reue gezeigt, sagte der Fahnder. Er habe nur geschimpft, dass bei seinem dafür verwendeten Bagger ein Scheinwerfer entzwei gegangen war. Die Fahnder hätten bei Dutroux in tage- und nächtelangen Vernehmungen lediglich eine einzige Regung bemerkt: «Nur ein Mal haben wir einen Schweißtropfen auf seiner Stirn wahrgenommen, als wir ihn nach seiner Frau befragten», sagte Demoulin.

Der Cheffahnder gab auch ein Dutroux-Zitat wieder, dass die damals 14-jährige Laetitia Delhez kurz nach ihrer Entführung aufgeschnappt hatte: «Jean-Michel, es hat geklappt», soll der Hauptangeklagte damals am Telefon gesagt haben. Dies könnte auf eine Rolle des Mitangeklagten Michel Nihoul, der sich Jean-Michel nennen lässt, bei der Entführung deuten. Die Fahnder hätten diese Verbindung seinerzeit nicht sofort hergestellt, erläuterte Demoulin.