Drogenring in Leipzig aufgeflogen Drogenring in Leipzig aufgeflogen: Fahnder stellen Stoff für 2,3 Tonnen Crystal sicher

Leipzig/Prag - Ermittler aus Deutschland und Tschechien haben einen Rauschgiftring gesprengt und 2,9 Tonnen eines Grundstoffs zur Crystal-Herstellung sichergestellt. Die Fahnder schlugen in Leipzig und Prag zu. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, hätten mit der beschlagnahmten Chemikalie 2,3 Tonnen Crystal mit einem geschätzten Straßenverkaufswert von 184 Millionen Euro hergestellt werden können.
Die Ermittler durchsuchten am 5. und 8. November 19 Wohn- und Geschäftsobjekte in Leipzig und nahmen insgesamt acht Verdächtige fest. Dabei wurden unter anderem Bargeld, Munition, gestohlene Ausweise und Dutzende Mobiltelefone sichergestellt. Sieben weitere mutmaßliche Mitglieder der Bande wurden am 8. November von tschechischen Ermittlern festgenommen, dabei wurden auch Schusswaffen und Bargeld sichergestellt.
Bedeutender Ermittlungserfolg
„Crystal macht schnell abhängig und ist extrem gefährlich“, sagte BKA-Chef Jörg Ziercke. Wenn man berücksichtige, dass im vergangenen Jahr lediglich rund 80 Kilogramm Crystal aus dem Verkehr gezogen worden seien, stelle die Sicherstellung von fast drei Tonnen des zur Herstellung von Crystal (Methamphetamin) geeigneten Chlorephedrins einen „bedeutenden Ermittlungserfolg“ dar.
Den bisher größten Crystal-Fund in Deutschland machen im Februar 2013 Zollbeamte am Münchner Flughafen. Sie beschlagnahmen 19,2 Kilogramm der Droge. Die gefundene Menge Crystal entspricht laut Zoll rund 800 000 Konsumeinheiten.
330 Kilogramm Heroin stellen Fahnder im September 2014 in Essen sicher - versteckt in einem Lastwagen hinter Gurken und Knoblauch aus dem Iran. Es ist die größte Einzelmenge Heroin, die in den letzten Jahrzehnten in Deutschland beschlagnahmt wurde. Am deutsch-polnischen Grenzübergang Frankfurt/Oder spüren im Jahr 1999 Drogenhunde 316 Kilo des Rauschgiftes im doppelten Boden eines türkischen Lastwagens auf.
Eine Rekordmenge von 1,3 Tonnen Kokain entdecken Drogenfahnder im April 2010 im Hamburger Hafen. Das Rauschgift ist in einer Ladung Holzbriketts aus Paraguay versteckt und hat einen Wert von 40 Millionen Euro.
Laut BKA schmuggelte die Bande die Chemikalie in kleinen Mengen zwischen 10 und 20 Kilogramm nach Tschechien, wo sie in illegalen Laboren zur Herstellung von Crystal verwendet wurde. Ein Teil des so produzierten Rauschgifts wurde schließlich wieder nach Leipzig geliefert und dort an Zwischenhändler und Konsumenten verkauft. Der Handel mit Chlorephedrin ist den Angaben zufolge zwar grundsätzlich erlaubt, die Chemikalie wird aber legal nur zu Forschungs- und Versuchszwecken genutzt.
Informationen zum Hauptverdächtigen und welche Bedeutung der Fund auf internationaler Ebene hat, lesen Sie auf Seite 2.
Hauptbeschuldigter ist ein 32-jähriger Chemie- und Pharmahändler aus Leipzig. Dieser hatte dem BKA zufolge Chlorephedrin im europäischen Ausland produzieren und nach Deutschland liefern lassen. Gegenüber den Behörden täuschte er die Vernichtung der Substanz vor, um sie dann illegal zur Rauschgiftproduktion weiterverkaufen zu können.
Internationale Vernetzung
Nach Worten von BKA-Chef Ziercke belegt der Fall die internationale Vernetzung des organisierten Rauschgifthandels und die Größe der kriminellen Gewinne, die dabei erzielt werden. „Wurden Chemikalien für die illegale Rauschgiftproduktion in großen Mengen bislang fast ausschließlich aus China bezogen, stellt dieser Fall einer Grundstoffproduktion durch einen deutschen Staatsangehörigen in Europa und deren Schmuggel in die Tschechische Republik ein Novum dar“, sagte Ziercke.
Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) sagte: „Der Fall zeigt uns neue Spuren zu den Hintermännern im Kampf gegen das Teufelszeug. Wir haben die Arbeit des Bundeskriminalamtes gern unterstützt.“
An der Zerschlagung beteiligt waren das Bundeskriminalamt, die Staatsanwaltschaft Leipzig, das Landeskriminalamt Sachsen, die Polizeidirektion Leipzig, die Polizei in Thüringen, das Zollfahndungsamt Dresden und tschechische Behörden.
(dpa)