Dritter Weltkrieg Dritter Weltkrieg: Notfallplan der USA hätte Europa in drei Tagen ausradiert

Halle (Saale) - Von wegen, niemand wusste etwas. Schon Wochen vor dem Mauerbau 1961 ließen sich die Vereinigten Stabschefs der USA ihre taktischen Möglichkeiten für den Fall ausrechnen, dass die Grenze von Westberlin zur DDR durch einseitiges Handeln der DDR geschlossen wird. Akribisch spielt das 53-seitige Dokument mit dem Titel „Berlin Notfallplanung“, das vom US-Nationalarchiv veröffentlicht wurde, die Risiken einer sich verschärfenden Auseinandersetzung zwischen Ost und West durch, die schließlich in einem Atomkrieg endet.
Drei Szenarien gibt es dabei: In einer Konfrontation mit der Nationalen Volksarmee der DDR allein, heißt es, könne durch den Einsatz von sieben US-Division und vier taktischen Luftgeschwadern eine Wiederöffnung der Grenze erzwungen werden. Schlimmer werde es, wenn Sowjettruppen eingriffen. „Dann wäre es notwendig, den Gegner bis zur Oder-Neiße-Linie zurückzudrängen und dort eine Verteidigungslinie zu etablieren.“ Notwendig seien dazu 50 Divisionen und die volle Unterstützung Westdeutschlands durch die Bereitstellung von Luftbasen.
Atomare Wüste nach drei Tagen
Weil die Gefahr bestehe, dass der offene Streit um Berlin zu einer weitergehenden Eskalation führe, müssten sich die USA jedoch auch für einen „umfassenden Krieg“ bereit machen, der den Einsatz von Atomwaffen nicht ausschließe. Prognostiziert wird im selben Papier schon mal die Wirkung eigener Nuklearschläge auf sowjetische Militär- und Industrieanlagen nach dem Plan JSC SIOP-62, der rund tausend Angriffsziele zählt.
103 sowjetische Städte wären dabei in zwei Wellen zu rund 83 Prozent zerstört worden, 74 Prozent der sowjetischen Industrieanlagen und 71 Prozent aller urbanen Zentren in der UdSSR hätten nicht mehr existiert. Kalkulierte Opferzahl: 56 Prozent der Stadtbevölkerung, 37 Prozent aller Sowjetbürger.
Binnen 72 Stunden, so rechnen die Experten aus, würden einem solchen Angriff in den mit der Sowjetunion verbündeten Staaten Bulgarien, Tschechoslowakei, DDR, Ungarn, Polen und Rumänien mehr als vier Millionen Menschen zum Opfer fallen. „Diese Berechnung bezieht Opfer des radioaktiven Fallouts unter der Vorgabe ein, dass 60 Prozent der Bevölkerung geschützt werden.“
Allein in der DDR wären 292.000 Opfer zu beklagen gewesen, in Polen sogar zweieinhalb Millionen. In nur drei Tagen nach dem ersten Schuss hätte sich Europa in eine atomare Wüste verwandelt. Der Krieg aber hätte gerade begonnen gehabt. (mz)