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Dresden Dresden: Stephanies Peiniger muss mindestens 15 Jahre hinter Gitter

Von Samira Sachse 14.12.2006, 06:35
Mit dem Rücken zum Sitzungssaal wartet am Donnerstag (14.12.2006) der Angeklagte Mario M. im Landgericht Dresden auf die Urteilsverkündung. Der Entführer und Peiniger der Dresdner Schülerin Stephanie erhält 15 Jahre mit anschließender Sicherungsverwahrung. (Foto: dpa)
Mit dem Rücken zum Sitzungssaal wartet am Donnerstag (14.12.2006) der Angeklagte Mario M. im Landgericht Dresden auf die Urteilsverkündung. Der Entführer und Peiniger der Dresdner Schülerin Stephanie erhält 15 Jahre mit anschließender Sicherungsverwahrung. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/MZ. - Sie hat gelächelt. AlsStephanies Mutter am Donnerstag das Urteil gegenden Peiniger ihres Kindes hörte, wirkte ihrGesicht das erste Mal seit Wochen nicht mehrtraurig und verhärmt. Während Stephanies Vaterden Angeklagten Mario M. nie aus dem Blickließ, ergriff die Frau die Hand ihres Ehemanns.Und sie atmete tief auf.

Den Eltern war eine schwere Last genommen,eine noch schwerere ihrer Tochter. Mario M.,der die damals 13-Jährige im Januar entführte,36 Tage lang gefangen hielt und immer wiedermissbrauchte, hat die Höchststrafe von 15Jahren Haft erhalten. Und auch danach bleibter hinter Gittern, denn das Dresdner Landgerichtordnete seine anschließende Sicherungsverwahrungan.

Wie wichtig dies für Stephanie ist, wurdenach dem Urteil deutlich. "Jetzt hat das Lebenfür Stephanie wieder einen Sinn", sagte dieMutter unter Tränen. Am Morgen habe ihre Tochternoch gesagt, dass das Leben für sie sinnloswäre, bekäme M. keine Sicherungsverwahrung.Die Urteilsbegründung, die noch einmal Detailsdes schrecklichen Martyriums enthielt, seischwer zu ertragen gewesen, sagte StephaniesVater. Die Angst sitzt tief. Auch wennAngelika Schrodt, die Psychologin des Mädchens,betont, dass ihre Patientin ihr "viel Freude"macht, muss Stephanie erst wieder das Lebenund das Glücklichsein lernen. "Ihr Grundvertrauenist zerstört", sagte der Vorsitzende Richter,Tom Maciejewski, in der Urteilsbegründung.Stephanie traue sich nicht mehr allein aufdie Straße. Die Familie will nun zum Alltagzurückfinden. Ein Alltag in Dresden. "Wirwollen in unserer Heimat bleiben", so dies>Mutter. Vor Wochen hatte die Familie aus Angstvor Mario M. noch eine Flucht ins Auslanderwogen. Mit der Tatsache, dass so viele intimeDetails über Stephanies Leiden bekannt wurden,werde die Familie umzugehen lernen.

Opfer-Psychologin Schrodt ist gleichwohl weiterüberzeugt, dass sie und das Beraterteam umRechtsanwalt Ulrich von Jeinsen "alles richtiggemacht" haben bei Stephanies Betreuung. Siehatten zum Beispiel nichts dagegen, dass dasMädchen im Fernsehen befragt wird. Die Strategiedes Opferanwaltes war während des Verfahrensmehrfach kritisiert worden. Ihm und seinemTeam war vorgeworfen worden, sie hätten dasSchicksal des Kindes vermarktet, um Ansprüchegegen den Freistaat Sachsen wegen Ermittlungs-und Justizpannen durchzusetzen.

Stephanies Eltern hoffen nun auf eine außergerichtlicheEinigung. "Wir wollen nicht klagen", erklärtedie Mutter hinsichtlich der Schadenersatzforderungenund Therapiekosten, die Stephanies Anwaltmehrfach geltend gemacht hatte.

Sachsens Justizminister Geert Mackenroth (CDU)versprach der Familie jede Hilfe, um Stephaniebei einer professionellen Therapie zu unterstützen.Diese sollte so schnell wie möglich beginnen.

Mario M. wird ebenfalls eine Therapie angebotenbekommen. Aus Sicht des Regensburger PsychiatersMichael Osterheider gilt der 36-Jährige aberals derzeit nicht therapierbar. Voraussichtlichkäme er erst in 30 bis 35 Jahren frei.

Die Autorin ist Redakteurin der FreienPresse (Chemnitz).

Großer Medienandrang herrscht vor der Urteilsverkündung um den Angeklagte Mario M. (links zwischen Polizisten und Justizbeamten) am Donnerstag (14.12.2006) im Dresdner Landgericht. (Foto: dpa)
Großer Medienandrang herrscht vor der Urteilsverkündung um den Angeklagte Mario M. (links zwischen Polizisten und Justizbeamten) am Donnerstag (14.12.2006) im Dresdner Landgericht. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild