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Erste Hinweise Dong Xuan Center in Berlin-Lichtenberg: Brandursache könnten Schweißarbeiten gewesen sein

Von Andreas Kopietz 12.05.2016, 09:45
Rauch und Feuerwehrmänner am Don Xuan Center in Lichtenberg.
Rauch und Feuerwehrmänner am Don Xuan Center in Lichtenberg. X02197

Berlin - Nachdem in Berlin-Lichtenberg eine 7000 Quadratmeter große Lagerhalle abgebrannt ist, kann die Polizei erst an diesem Donnerstag mit der Suche nach der Brandursache beginnen. Die Löscharbeiten in den Trümmern der ehemaligen Lagerhalle sollten bis in die Nacht andauern.

Nach Informationen der „Berliner Zeitung“ vermuten Ermittler, dass möglicherweise Schweißarbeiten der Grund dafür waren, dass es am späten Mittwochvormittag auf dem Gelände des Dong Xuan Centers angefangen hatte zu brennen. Die Flammen breiteten sich schnell aus. Die Menschen, die sich in der Halle aufhielten, konnten ins Freie flüchten. Verletzt wurde niemand. In dem Gebäude waren nach Angaben der Feuerwehr Chemikalien zur Herstellung von Nagellack gelagert. Zudem sollen 23 Händler die Halle als Lagerraum genutzt haben.

Die Feuerwehr rückte zunächst mit 75 Mann an, musste jedoch bald Verstärkung holen. Schließlich waren es knapp 150 Einsatzkräfte. „Mindestens drei Hydranten funktionierten nicht, weshalb es anfangs Probleme mit der Wasserversorgung gab“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Deshalb mussten über mehrere hundert Meter Schläuche gelegt werden. In dieser Zeit konnte sich der Brand weiter ausbreiten, so dass schnell die gesamte Halle in Flammen stand.

Immer wieder gab es in der Halle Explosionen, weil Behälter mit Chemikalien und auch Propangas-und Sprayflaschen sowie Lackbehälter hochgingen. Deshalb musste die Polizei anfangs auch mit einem Großaufgebot Schaulustige auf Abstand halten. Wegen der Explosionen und auch wegen Einsturzgefahr konnten die Feuerwehrleute die Flammen nur von außen, etwa von einer Drehleiter aus, bekämpfen. Denn das Feuer verursachte eine Hitze von etwa 1000 Grad. Dadurch verzogen sich die Stahlträger der Halle, so dass die Betonplatten herabfielen. Die Halle stürzte allmählich ein, und der Feuerwehr blieb nichts weiter übrig, als das Gebäude „kontrolliert abbrennen“ zu lassen. Über die Schadenshöhe gibt es noch keine Angaben. Einige Händler, die das Geschehen entsetzt verfolgten, gehen davon aus, dass in der Halle Millionenwerte lagerten.

Die Rauchsäule war bis Spandau zu sehen – und das über mehrere Stunden. Wegen des Rauchs empfahl die Feuerwehr den Anwohnern, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Polizei und Feuerwehr waren mit Messwagen unterwegs, um den Schadstoffgehalt der Luft zu testen. „Wir konnten keine kritischen Konzentrationen feststellen“, sagte der Feuerwehrsprecher.

Während der Löscharbeiten ging der Betrieb in den Verkaufshallen und Restaurants des Dong Xuan Centers weiter – wenn auch mit Einschränkungen. Denn das Einkaufszentrum war nur schlecht zu erreichen. Die Polizei hatte die Herzberg- und die Vulkanstraße bis zum Nachmittag gesperrt. Auf der Landsberger Allee staute sich der Autoverkehr. Die BVG musste nach Angaben eines Unternehmenssprechers die Straßenbahnlinie M8 zwischen Herzbergstraße/Siegfriedstraße und Roederplatz unterbrechen. Auch die Tramlinie 21 war in diesem Bereich gesperrt.

Am späten Abend waren immer noch etwa 70 Feuerwehrleute vor Ort, weil es weiterhin brannte und Druckgasbehälter  in der Halle explodierten. Nachts  löschte die Feuerwehr weitere Brandstellen, aus denen  hohe Flammen schlugen.

Das asiatische Handelscenter Dong Xuan gehört zu den größten seiner Art in Deutschland. Es wurde 2004 eröffnet und entstand auf dem Gelände des VEB Elektrokohle Lichtenberg. Nach der Wende wurden die Industrieanlagen abgerissen sowie der stark verseuchte Boden saniert. In Lichtenberg leben zahlreiche Vietnamesen. Viele von ihnen kamen noch zu DDR-Zeiten als Vertragsarbeiter nach Deutschland.

Die Händler im Dong Xuan Center verkaufen neben Textilien der unterschiedlichsten Qualität auch Lebensmittel, Elektrogeräte sowie Lederwaren. Die Jahresumsätze der Händler betragen nach inoffiziellen Schätzungen zwischen 250 000 und einer Million Euro. Die Händler stammen vor allem aus Vietnam.

Das asiatische Dong Xuan Center ist ein Komplex mehrerer großer Verkaufshallen auf einem früheren Industriegelände im Ost-Berliner Stadtteil Lichtenberg. In diesem Billig-Einkaufszentrum in der Herzbergstraße betreiben vor allem vietnamesische Händler eine Vielzahl von Geschäften in den Leichtbauhallen, die jeweils mehrere hundert Quadratmeter groß sind. Dong Xuan bedeutet Frühlingswiese; Vorbild und Namensgeber für den 2006 eröffneten riesigen Asia-Markt soll der größte Markt von Hanoi sein.

Angeboten werden Kleidung, Spielzeug, Möbel, Kosmetik und Plastikblumen in allen Farben und Größen. Hauptsache nicht teuer. Außerdem asiatische Lebensmittel - darunter auch Sachen wie Hühnerfüße oder seltene Fischsoßen. Reihe an Reihe stehen Kleiderständer mit T-Shirts in Pastellfarben, glänzenden Jogginganzügen und paillettenbesetzten Abendkleidern aus Kunststoff für weit unter 100 Euro.

Es gibt Friseursalons, Nagelstudios, Massageläden, Tätowierer, Restaurants und Imbisse, die original vietnamesische Küche anbieten. Angeblich findet man dort die beste Pho Bo der Stadt - die bekannte vietnamesische Nudelsuppe mit Rindfleisch. In Reiseführern für Berlin wird das Dong Xuan Center gerne als exotischer Ausflug nach Klein-Hanoi empfohlen. (dpa)

Ausgebuchte Hallen

Die Hallen sind seit Jahren ausgebucht. In den vergangenen Jahren waren Betreiber und Ladenbesitzer immer wieder kritisiert worden. Hauptsächlich Tier-und Umweltschützer versuchten, gegen den Handelsplatz vorzugehen. So wurden zwei Tierschützer angegriffen, als sie gegen den Verkauf lebender Speisefische protestierten. Die beiden Aktivisten hatten in einer der Hallen gefilmt, um vermeintliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zu dokumentieren.

Das Center wurde von Ngyen Van Hien gegründet. Der 59-Jährige, der bei Hanoi geboren wurde, kam als 30-Jähriger in die DDR. Heute gehört er zu den erfolgreichsten asiatischen Unternehmern in Deutschland.