Deutschland Deutschland: Menschenhändlerring gesprengt

Stuttgart/dpa. - WiePolizei und Staatsanwaltschaft in Stuttgart mitteilten, durchsuchtenam Sonntag 780 Polizei- und Zollbeamte bei Razzien in Baden-Württemberg, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen undRheinland-Pfalz sowie in Rumänien und in Spanien 44 Objekte. 13Verdächtige wurden verhaftet, weitere 6 vorläufig festgenommen. DieFestnahmen der überwiegend aus Rumänien stammenden 19 Männer undFrauen stehen in engem Zusammenhang mit dem derzeit in Stuttgartlaufenden Prozess gegen Betreiber der Bordellkette «Pussy-Club».
Den nun Festgenommenen wird vorgeworfen, junge Frauen aus ihrerHeimat mit dem Versprechen auf Arbeit in der Gastronomie nachDeutschland gelockt zu haben. Stattdessen wurden sie unter Androhungvon Repressalien für ihre Familien zur Prostitution in Bordellen inHeidelberg, Schönefeld, Recklinghausen, Kaiserslautern undBarsinghausen gezwungen, so die Fahnder. In den Bordellen sei«Flatrate-Sex» angeboten worden. Dabei dürfen Männer so oft Sexhaben, wie sie wollen und können.
In Haft ist jetzt auch der mutmaßliche Kopf der Gruppierung, dersich nach Spanien abgesetzt hatte und von seinem Versteck aus dieGeschäfte geführt haben soll. Er ging den Fahndern am Samstag inMadrid ins Netz.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt mit derLandespolizeidirektion und der Finanzkontrolle Schwarzarbeit seitvergangenem Sommer unter anderem wegen schweren Menschenhandels undAusbeutung. Das Verfahren knüpft an die Erkenntnisse aus demlaufenden Prozess beim Landgericht Stuttgart an, bei dem sich fünfBetreiber von Bordellen in Fellbach, Heidelberg, Wuppertal undBerlin-Schönefeld wegen Menschenhandels undSozialversicherungsbetrugs verantworten müssen.
Die Fahnder gehen davon aus, dass die hierarchisch aufgebauteGruppe seit 2004 Menschenhandel mit jungen Rumäninnen betrieb. Diesehätten in den Bordellen als Scheinselbstständige arbeiten müssen.Weder wurde der versprochen Lohn bezahlt, noch Steuern undSozialabgaben entrichtet.
Allein die fünf Angeklagten im Stuttgarter Prozess sollen rund 2,3Millionen Euro Sozialversicherungsbeiträge am Fiskus vorbeigeschleust haben. Von März 2008 bis Juli 2009 sollen sie rund 200Frauen in den vier Bordellen mit niedrigen Pauschalpreisenbeschäftigt haben. Für 100 bis 200 Euro hätten sich die Frauen einenTag lang zur Verfügung halten müssen.