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Deutscher Zukunftspreis 2004 Deutscher Zukunftspreis 2004: Mini-Labor gewinnt Wissenschaftsauszeichnung

12.11.2004, 13:14
Bundespräsident Horst Köhler (r) und die Gewinner des Deutschen Zukunftspreises 2004 in Berlin. (Foto: dpa)
Bundespräsident Horst Köhler (r) und die Gewinner des Deutschen Zukunftspreises 2004 in Berlin. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Mit einem fingernagelgroßen Chemielabor hat einForscherteam aus Itzehoe, Erlangen und München den DeutschenZukunftspreis gewonnen. Bundespräsident Horst Köhler überreichte diemit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung am späten Donnerstagabend inBerlin. «Wir versprechen, dass wir alles tun, damit die Produktionunseres Chips auch in Deutschland läuft», sagte der Sprecher derGruppe, Rainer Hintsche vom Fraunhofer-Institut fürSiliziumtechnologie in Itzehoe. Auf dem Chip sind spezielleFängermoleküle aufgebracht, so dass es zur Schnell-Analyse vonBlutproben oder Lebensmitteln dienen kann.

Köhler forderte bei der Preisverleihung bessere Rahmenbedingungenfür Forschung und Entwicklung in Deutschland. «Die Themen Bildung,Wissenschaft und Forschung müssen wirklich erste Priorität gewinnen,damit Deutschland gut in die Zukunft kommt.» Zugleich rief er dazuauf, Jugendliche wieder stärker für die Forschung zu begeistern.Durch die öffentliche Anerkennung der Preisträger könnten diese alsVorbilder wirken. «Jeder soll sie kennen», sagte er.

Das «Labor auf dem Chip» funktioniert nach den Worten desBiochemikers Hintsche wie ein chemisches Labor - nur schneller undkompakter. So könnten zum Beispiel Blutproben im Schnellverfahrenuntersucht werden, etwa um Erreger der Lungenkrankheit Sarsfestzustellen. Auch in der Lebensmittelanalyse könne der Chipeingesetzt werden. In einigen Jahren soll die Technologie soalltäglich sein wie ein Personal-Computer. Bevor die Innovation indie Massenproduktion gehen könne, benötigten die Forscher lautHintsche allerdings noch einen «langen Atem».

Das Projekt, das Hintsche zusammen mit Walter Gumbrecht(Erlangen/Siemens) und Roland Thewes (München/Infineon) entwickelte,setzte sich unter vier Spitzenteams durch. In die Endausscheidunggelangten auch Projekte mit Wirkstoffalternativen zu Antikörpern(Technische Universität München, PIERIS Proteolab Freising), einemLasermikroskop für den Blick in die lebende Zelle (Carl Zeiss Jena)sowie einem verbesserten Autozylinder (Audi Ingolstadt, UniversitätBayreuth, ATZ Entwicklungszentrum Amberg).

Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) gratulierte demSiegerteam. «Die Zusammenarbeit von Nanoelektronikern undBiotechnologen hat die Basis für eine schnelle, kostengünstige und imNotfall sogar lebensrettende Diagnose gelegt», sagte sie. Zugleichhob sie hervor, dass alle vier Teams vom Forschungsministeriumgefördert worden seien.

Der deutsche Zukunftspreis wird seit 1997 jährlich an eineEinzelperson oder ein Team vergeben. Im Mittelpunkt steht dabei nichtnur die herausragende Innovation, sondern auch ihre Anwendungs- undMarktfähigkeit sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen. DenPreisträger bestimmt eine Jury aus Wissenschaft und Wirtschaft.