Deutscher Fernsehpreis Deutscher Fernsehpreis: RTL räumte ab

Köln/dpa. - RTL hatte ein Heimspiel und siegte: Neun der 26 Auszeichnungen gingen am Samstagabend bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises an den Kölner Privatsender, der die Gala auch zeitversetzt im Fernsehen übertrug. Dazu heimsten mit Günther Jauch, der den Publikumspreis bekam, und Rudi Carrell, dem die Jury den Ehrenpreis für sein Lebenswerk zuerkannte, zwei weitere Persönlichkeiten, die gegenwärtig ausschließlich für RTL aktiv sind, die Trophäe ein. Nach der Show, die im Fernsehen 4,79 Millionen Zuschauer (Marktanteil 19,2 Prozent) sahen, wurde auf der Party im Kölner Coloneum jedoch Kritik laut an der Vergabepraxis der Jury und an den nach Ansicht einiger Experten zu vielen Kategorien.
RTL schnitt bei Verleihung mit neun Preisen vor der ARD (sechs), SAT.1 (drei), dem ZDF (drei), ProSieben (zwei) sowie dem Norddeutschen Rundfunk (NDR), dem Westdeutschen Rundfunk (SWR), dem Südwestrundfunk (SWR) und Premiere mit jeweils einer Auszeichnung am besten ab.
Zur Fernsehpreis-Gala war eine stattliche Riege der deutschen TV- Prominenz auf dem roten Teppich zu bewundern. Neben Jauch waren unter anderem SAT.1-Lästermaul Harald Schmidt, RTL-Moderatorin Michelle Hunziker, Hape Kerkeling, TV-Urgestein Wolfgang Menge und Regisseur Dieter Wedel in Köln dabei. Auch Bundesminister Wolfgang Clement gab sich die Ehre. Es fehlte jedoch Dieter Bohlen, der nach RTL-Angaben an der neuen Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» arbeitet.
Auch nach ARD-Gesichtern wie Sandra Maischberger, Sabine Christiansen, Reinhold Beckmann, Jörg Pilawa, Götz George, Christiane Hörbiger (die einen Preis als beste Seriendarstellerin gewann), Programmdirektor Günter Struve und dem ARD-Vorsitzenden Jobst Plog hielten viele vergebens Ausschau. Die Party dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Auch Bärbel Schäfer und Michel Friedman trauten sich noch nicht auf das Parkett.
Den Preisregen verdankte RTL hauptsächlich dem Show- und Serienbereich. Die Castingreihe «Deutschland sucht den Superstar» setzte sich gegen die «70er Show» mit Hape Kerkeling (auch RTL) und die SAT.1-Comedy «Genial daneben» mit Hugo Egon Balder durch.
Die alt bewährte Serie «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» behauptete sich gegen das neue SAT.1-Format «Lenßen & Partner» und den ARD- «Marienhof». Walter Sittler wurde zum besten Schauspieler einer Sitcom («Nikola») gekürt, «Nikola»-Hauptdarstellerin Mariele Millowitsch in der weiblichen Sitcom-Konkurrenz. «Abschnitt 40» hielt die Jury unter Vorsitz von «Focus»-Chefredakteur Helmut Markwort für die beste Serie. Und Peter Kloeppel wurde mit dem Preis für die beste Moderation einer Informationssendung belohnt.
Konkurrent SAT.1 zeigte sich später enttäuscht. Geschäftsführer Martin Hoffmann sprach von einem fehlenden «Gleichgewicht», sein Kollege Bernd Doetz sagte, die «Glaubwürdigkeit» des von den vier großen Sendeanstalten ARD, ZDF, RTL und SAT.1 getragenen Preises sei zu prüfen. ZDF-Intendant Markus Schächter meinte, man müsse «über alles reden», bevor das ZDF im nächsten Jahr die Veranstaltung ausstrahlen werde. Der Schauspieler Wolfgang Stumph sagte, es habe sich für RTL um eine «große PR-Veranstaltung» gehandelt.
Viele der 1500 Ehrengäste empfanden die große Zahl der Kategorien als störend. «Man muss sich überlegen, ob man nicht einige der Preise streicht und auch andere TV-Bereiche berücksichtigt», sagte ARD- Talker Jürgen Fliege. «Das Kinderfernsehen spielt zum Beispiel überhaupt keine Rolle. Auch Sendungen für alte Leute kommen bei der Preisvergabe nicht vor.» Doch es gab auch positive Urteile von der Konkurrenz. Axel Beyer, Unterhaltungschef des Westdeutschen Rundfunks (WDR), und ZDF-Moderatorin Nina Ruge lobten die Dramaturgie der Show.
Die Gala hatte ihre eindeutigen Höhepunkte. RTL-Komiker «Atze» Schröder freute sich wie ein Schneekönig über seinen Preis in der Kategorie beste Sitcom für die Serie «Alles Atze» und schrie auf der Bühne «Geil - Rock'n'Roll». Rudi Carrell, der sich zu Beginn des Jahres aus dem aktiven TV-Geschäft zurückgezogen hatte, bedankte sich bei seinen Eltern, «ohne die meine Arbeit nicht möglich geworden wäre. Meine Kinder haben sie aber notwendig gemacht». Esther Zimmering, Trägerin des Förderpreises, freute sich über 15 000 Euro. Ihre Kollegen Adrian Topol und Luise Helm teilten sich diese Summe, dabei hätte diese nur so viel haben wollen, «dass das Kleid wieder raus ist».