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Deutscher Austauschschüler in den USA Deutscher Austauschschüler in den USA: Jury spricht Todesschützen von Diren schuldig

Von Damir Fras 17.12.2014, 20:26

Missoula/Washington - Diren Dedes Mutter brach in Tränen aus, als das Urteil fiel. Einige von Direns ehemaligen Mitschülern aus der High School von Missoula im US-Bundesstaat taten es ihr nach. Es müssen Tränen der Erleichterung gewesen sein. Markus Kaarma, der Mann, der den Hamburger Austauschschüler Ende April dieses Jahres erschossen hat, ist schuldig. So hat es eine Jury aus acht Frauen und vier Männern am Mittwochnachmittag Ortszeit befunden. Es ist das vorläufige Ende eines Kriminalfalls, bei dem lange Zeit nicht klar war, ob der Täter wegen eines speziellen Gesetzes in Montana nicht doch freigesprochen werden würde.

Der leidenschaftliche Appell der Staatsanwältin hatte  offenbar Eindruck auf die Geschworenen gemacht. Karla Painter hatte in ihrem Schlussplädoyer schließlich sogar davon gesprochen, dass Diren Dede in jener Nacht im April exekutiert worden sei: „Diren, ein unbewaffnetes Kind, wurde gewaltsam und sinnlos hingerichtet.”

Der 17 Jahre alte Diren hatte sich damals in die Garage von Kaarma geschlichen. Er wollte offenbar eine Mutprobe abgeben, sagte ein Mitschüler aus Ecuador vor Gericht aus. „Garagen-Hopping” nennen es die Jugendlichen von Missoula, wenn sie nachts auf der Suche nach Alkohol sind.

Markus Kaarma, ein 30 Jahre alter Mann, fackelte in jener Nacht nicht lange. Als er bemerkte, dass ein Eindringling in seiner Garage war, schnappte er sich sein Gewehr und gab vier Schüsse in die Dunkelheit ab. Zwei Kugeln trafen Diren Dede. Das Geschoss, das im Kopf landete, tötete ihn.

Kaarmas Anwälte beriefen sich im Namen ihres Mandanten während der Gerichtsverhandlung auf die sogenannte „Castle Doctrine”. Das ist ein Gesetz in Montana, das es Hausbesitzern erlaubt, tödliche Gewalt gegen Eindringlinge auszuüben, wenn sie sich von diesen an Leib und Leben bedroht fühlen.

„Er wurde gewaltsam hingerichtet“

Doch die Argumentation verfing nicht. Die zwölf Geschworenen folgten letztlich den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Die Ankläger sagten, Kaarma habe einen Mord begangen. Er sei erstens nicht in Lebensgefahr gewesen, als der unbewaffnete Diren in seiner Garage auftauchte. Zweitens habe er seine Tat gewissenhaft vorbereitet und auch angekündigt.

Kaarma, ein ehemaliger Feuerwehrmann, hatte geklagt, dass in den Tagen vor den tödlichen Schüssen schon zweimal innerhalb kurzer Zeit bei ihm eingebrochen worden sei. Das werde er es sich mehr länger untätig anschauen, soll er bei einem Friseurbesuch gesagt und kurz darauf auch offen gedroht haben, er werde die Jungs töten, wenn sie es wieder versuchten. “Ich mache keine Sprüche, ihr werdet das im Fernsehen sehen können”, soll Kaarma in seiner Wut ausgestoßen haben.

Die Anklage verwies zudem auf eine Episode, die Kaarmas irrationales Verhalten belegen sollte. So sei der Angeklagte einmal ohne Kleidung mit einem Gewehr auf einen Mann zugerannt, der seinen Garten mähen sollte.

Während der Plädoyers von Verteidigung und Anklage schluchzte Direns Mutter Gulcin, die zur Verhandlung in die Kleinstadt Missoula gereist war, mehrfach hörbar auf. Ihr Mann Celal legte ihr die Hand um die Schulter und versuchte sie zu trösten. Nach dem Urteil sagte Direns Vater: „Jeder muss die Strafe bekommen, die er verdient.”

Zwölf Stunden hatten die Geschworenen beraten, bis sie sich darauf einigen konnten, Kaarma schuldig zu sprechen. Dem Mann drohen nun mindestens zehn Jahre Haft. Allerdings kann die Strafe auch deutlich höher ausfallen. Bis das Strafmaß bekannt gegeben wird, dürften noch einige Wochen vergehen.