Achtung Autofahrer, Rehe unterwegs! Deutsche Wildtier Stiftung warnt: Sommernächte sind bei Rehen Hochzeitsnächte
Die Sommernächte sind für Autofahrer besonders gefährlich: Denn dann befinden sich Rehe in der Paarungszeit und sind für ihre Umwelt praktisch blind.

Halle (Saale)/MZ - Rehe leben normalerweise scheu und zurückgezogen. Vor allem in den Dämmerungsstunden werden sie aktiv und gehen auf Nahrungssuche. Nun jedoch, wo die Paarungszeit beginnt, verändert sich ihr Verhalten stark. In der Rehbrunft fallen bei den Wildtieren alle Hemmungen, wie die Deutsche Wildtier Stiftung berichtet.
Rehbrunft im Sommer: Gefahr für Autofahrer
Dank der freigesetzten Hormone wird aus dem stillen und leisen Einzelgänger ein Tier, welches ungebremst und mit lautem Krach durch die Wälder rennt. In der Paarungszeit verfolgt der Bock das Weibchen manchmal stundenlang. Laute Geräusche werden während dieser anstrengenden Prozedur von den Tieren ausgestoßen.
Dass dabei auch oft Straßen überquert werden müssen, wird nicht selten für Mensch und Tier zum Verhängnis. „Das schwülwarme Wetter und heftige Sommergewitter tragen noch dazu bei, die tierischen Hormone in Wallungen zu bringen“, sagt Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. „Es kann sein, dass Reh-Paare am helllichten Tag aus dem Unterholz hervorstürmen und dabei vom Menschen keinerlei Notiz nehmen.“
Die Rehe nehmen ihre Umwelt kaum noch war. Sie sind blind vor Verlangen - und das ist hochgefährlich: „Gerade in der sommerlichen Rehbrunft kommt es häufig zu Autounfällen“, sagt Kinser. Viele Autofahrer unterschätzen die Gefahr, die von den 15 bis 30 Kilogramm schweren Rehen ausgeht. „Bei einem Zusammenprall mit einem Auto, das rund 100 Stundenkilometer fährt, liegt das Auftreffgewicht bei über einer halben Tonne“, sagt der Wildtierexperte. „Das ist lebensgefährlich für Mensch und Tier.“
Trick der Natur: Rehe im Sommer gezeugt und im Mai geboren
Deshalb ist, besonders im Sommer, Vorsicht geboten. Denn alle Rehe werden im Sommer gezeugt. Ziemlich genau 67 Tage nach der Geburt ihrer Kitze ist das weibliche Reh wieder empfängnisbereit: doch das für kaum mehr als 48 Stunden.
Ist die Hochzeit vollzogen, macht sich der Bock auf die Suche nach der nächsten paarungsbereiten Reh-Dame in seinem Revier, denn die Tage der Rehbrunft müssen ausgenutzt werden, erklärt die Deutsche Wildtier Stiftung.
Im Körper der Weibchen spielt sich dagegen jetzt ein kleines Wunder ab: Die Eizelle, die im Juli oder August befruchtet wurde und sich danach in der Gebärmutter eingenistet hat, teilt sich bis etwa zum Jahreswechsel nicht.
Erst nach dieser sogenannten Keimruhe beginnt die normale embryonale Entwicklung. „Durch diesen schlauen Trick der Natur werden die Rehkitze dann mitten im Wonnemonat Mai geboren“, sagt Kinser.