Deutsche Aufguss-Meisterschaft Deutsche Aufguss-Meisterschaft: Hitzefans küren den neuen Deutschen Sauna-Meister
Radolfzell - Draußen herrscht tropische Hitze, doch das ist den Teilnehmern der Deutschen Aufguss-Meisterschaft wohl noch nicht genug. Bei gefühlten 70 Grad steht Natalie Pfeiffer als Hexe verkleidet in der Sauna und wedelt den Zuschauern heiße Luft ins Gesicht. Sie ist eine von 34 professionellen Sauna-Aufgießern, die Deutschlands Aufgussmeister werden wollen. Drei Tage lang heißt es: schwitzen, wedeln, begeistern.
Schon morgens um 9 Uhr glühen in Radolfzell am Bodensee die Öfen. Die Kontrahenten versuchen sich auch als Ritter, Gladiatoren und Indianer, um das nur mit Handtüchern bekleidete Publikum und die internationale Preisrichterschaft für sich zu gewinnen. 16 Aufgüsse gibt es täglich. Den Zuschauern bietet sich eine Show aus ungewöhnlichen Handtuch-Wedeltechniken, Musik und Schauspiel – dazu werden alle möglichen Düfte verbreitet.
Aufguss im Weißbierglas lässt Fußball-WM aufleben
Der 28-jährige Norman Hohenreuther tanzt und singt. Er versucht, die vergangenen drei Fußball-Weltmeisterschaften, inklusive Aufguss im Weißbierglas, in der Holzsauna umzusetzen. Die Hitzefans müssen klatschen und feiern wie im Stadion. Maximal 15 Minuten dürfen die Kandidaten aufgießen. Wer überzieht, wird disqualifiziert. Die Saunasanduhr läuft, dies ist schließlich ein ernsthafter Wettbewerb. Der 28-Jährige ist danach fix und fertig, den Saunagästen geht es ähnlich.
Aljoscha Burkhard aus Hannover ist im ledernen Lendenschurz unterwegs. Der durchtrainierte 29-Jährige gibt einen Gladiator. Eine Mischung von Kiefer und Orange liegt während seines Auftritts in der heißen Sauna-Luft. Mit seiner martialisch anmutenden Wedel-Choreographie will Burkhard seine „Geschichte eines Kriegers“ erzählen. Ruhe und Entspannung beim Saunieren? Mal abschalten und in sich gehen? Weit gefehlt. Hier geht es um beinhartes Entertainment.
Warum aber muss der Deutsche Aufgussmeister nun unbedingt im Hochsommer gesucht werden? „Das hat ganz praktische Gründe“, sagt Rolf Pieper vom Deutschen Saunabund. „Erstens ist im Sommer die Nachfrage nach Sauna wirklich nicht so groß, es gibt weniger Gäste und mehr freie Räume.“ Außerdem stünde im September schon die Weltmeisterschaft im Aufgießen in Sinsheim an. Die Zeit dränge, so Pieper, der nur einen weißen Bademantel anhat.
Finnen wider Erwarten nicht dabei
Weltmeister im Saunaaufguss sind wider Erwarten nicht die Finnen. Wie Pieper erzählt, halten die von solchen Animationsprogrammen nicht sehr viel. „Sie gießen sich lieber selbst und allein und ganz im Stillen auf.“ Wirklich gut seien die Italiener und die Niederländer. Letztere stellen auch die aktuellen Weltmeister im Einzel- und Teamaufguss.
„Ich nehme an der deutschen Meisterschaft teil, da man dort auf viele Aufgussmeister trifft, die ebenso wie ich ihrer Kreativität in der Sauna freien Lauf lassen“, sagt ein Teilnehmer. Und die Saunagäste haben auch ihren Spaß, sie dürfen mit abstimmen. (dpa)