Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Annemarie Eilfeld erleidet Kreislaufzusammenbruch

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Dem erklärten Superstar der Dessauer ist der Rummel um seine Person offenbar auf den Kreislauf geschlagen. Bevor Annemarie Eilfeld am Montagabend endlich die Bühne auf dem Marktplatz betreten konnte, wurde sie notärztlich versorgt: "Ich musste mich spritzen lassen, weil ich sehr krank bin", erklärte die 18-Jährige Roßlauerin, bevor sie den ersten von vier Songs anstimmte. Für die Fans - Polizeibeamte schätzten bis zu 1 000 Menschen, gefühlt waren es mindestens 2 000 - wurde Annemaries viertelstündlicher Auftritt ein lang erstandenes Vergnügen. Unter frühsommerlicher Nachmittagssonne herrschte im Dessauer Stadtzentrum Volksfeststimmung, man sah Säuglinge, Trauben pubertierender Mädchen, Rentner besetzten den Brunnenrand. Rettungs- und Sicherheitsdienste waren ihrer Präsenz nach auf ein Großereignis vorbereitet, Sanitäter mussten mehrfach Erste Hilfe leisten - nicht nur im Rathaus. Fotografen, Funk- und Filmteams umlagerten die Bühne.
Die Mutter Musiklehrerin, der Vater Unternehmer: Familie Eilfeld ist vielen Zuschauern bekannt. Und Annemarie ein Vorbild, ein Idol? "Nee, bestimmt nicht", entgegneten Anja und Lydia. "Die Sache mit den Nacktfotos" fanden die 17-Jährigen "schon heftig". Aber singen könne sie, das habe sie bewiesen. Bianca und Daniel Nauendorf hingegen wünschten der angehenden Immobilienkauffrau ein schnelles Ende bei "Deutschland sucht den Superstar" - aus reinem Mitgefühl. "Der Druck macht sie kaputt", sorgte sich das junge Paar, das mit seinem zweijährigen Söhnchen Tim gekommen war, "Annemarie wird ihren Weg auch ohne diesen Wettbewerb gehen."
Nachdem SAW-Moderator Warren Green das wartende Publikum eine geschlagene Stunde bei Laune gehalten, aufblasbare Winkelemente in die Menge geworfen, Originalaussagen von Dieter Bohlen eingespielt und die Liebeserklärungen auf den mitgebrachten Transparenten begutachtet hatte, kam sie endlich: "An-ne-ma-rie!" Ein gut geschminktes blondes Mädchen betrat unprätentiös die Bühne und erklärte seinen Fans, sie hätten es "verdient, mich hier zu sehen". Nun ja, über Bohlens Beleidigungen in der jüngsten Mottoshow - sie kam dann doch unter die letzten Vier - habe sie "ein bisschen schmunzeln müssen". Das schulterfreie schwarze Kleid zu tragen schien ihr ebenso ungewohnt wie das Signieren von Fotos - ein ums andere Mal ruckelte sie ihr Oberteil zurecht, schließlich mussten Hunderte von Autogrammjägern neuerlich ihr Stehvermögen beweisen.
Ach ja, Annemaries Gesang. Einen Schwächeanfall hörte man ihrer passablen Röhre nicht an. Jedenfalls hat Annemarie Eilfelds bescheidener Kurzauftritt demonstriert, was ihr die Fans zu Hause wert sind - und die Härte des Showgeschäfts. Eines aber zeigte sie gewiss nicht: Arroganz. Was Dessau-Roßlau seiner Kandidatin wünscht, vermeldeten die Sprechchöre unmissverständlich: "Finale, hoho!" Wie es scheint, hat die Doppelstadt ihren Superstar längst gefunden.

