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Adel „Großartige persönliche Geste“: König Charles III. in Berlin

Noch vor seiner Krönung kommt der britische König Charles III. nach Deutschland - ein Zeichen besonderer Verbundenheit. Dutzende Male schon war er hier, und doch steht der Besuch für einen Neustart.

Von dpa Aktualisiert: 29.03.2023, 19:55
Ein Mitarbeiter legt einen roten Teppich auf die Stufen des Eingangs zum Hotel Adlon.
Ein Mitarbeiter legt einen roten Teppich auf die Stufen des Eingangs zum Hotel Adlon. Joerg Carstensen/dpa

Berlin - Royaler Glanz in Berlin: Der britische König Charles III. und seine Frau Camilla haben ihren Staatsbesuch in Deutschland begonnen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing das Königspaar am Mittwoch mit militärischen Ehren am Brandenburger Tor - und ehrte es am Abend mit einem Staatsbankett in Schloss Bellevue. Steinmeier würdigte den Besuch des Monarchen als „großartige persönliche Geste“. Denn für Charles ist es die allererste Auslandsreise, noch vor seiner Krönung Anfang Mai.

Charles und Camilla betonten in einem offiziellen Tweet, wie sehr sie sich auf den dreitägigen Besuch in Deutschland freuten. „Es ist uns eine große Freude, die langjährige Freundschaft zwischen unseren beiden Nationen weiter vertiefen zu können“, schrieben sie gemeinsam. Beide Länder sehen den Besuch als neues Kapitel der traditionell engen Beziehungen und als Signal, dass Großbritannien trotz des Brexits nicht von Europa abrückt.

Politisch stand am ersten Tag das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Steinmeier lud dazu Experten, Aktivisten und Politiker wie Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) zu einem Empfang. Umwelt- und Klimaschutz sowie der ökologische Landbau sind für Charles seit Jahrzehnten von besonderem Interesse.

Steinmeier nutzte den Anlass für einen Appell, den Kampf gegen den Klimawandel zu verstärken. Die nächsten Jahre erforderten eine „enorme Kraftanstrengung“, betonte er. „Wir werden deutlich mehr tun müssen als bisher. Und wir müssen dabei noch schneller sein.“ Der Bundespräsident würdigte, dass der Erhalt eines lebenswerten Planeten den britischen König schon früh zum Handeln bewogen habe. Im Park von Schloss Bellevue pflanzten beide Staatsoberhäupter gemeinsam eine Manna-Esche.

Zum Staatsbankett mit insgesamt 130 Gästen kamen dann nicht nur der frühere Bundespräsident Horst Köhler oder Altkanzlerin Angela Merkel, sondern auch Campino, Frontmann der Band Tote Hosen. Steinmeiers Koch Jan-Göran Barth hatte eine vegetarische und eine nicht-vegetarische Variante des Vier-Gänge-Menüs vorbereitet.

Für Bürgerinnen und Bürger ist der Aufenthalt auch die Chance, auf Tuchfühlung mit den Royals zu gehen. Auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor harrten schon vormittags einige Hundert Menschen nach scharfen Sicherheitskontrollen stundenlang aus. Viele jubelten, als Charles und Camilla genau um 15.10 Uhr aus einer Limousine stiegen. Camilla trug frühlingshaftes Hellblau, Steinmeiers Frau Elke Büdenbender leuchtendes Rot.

Auf dem Platz war für die militärischen Ehren das Ehrenbataillon der Bundeswehr aufgezogen, das Musikkorps spielte die Hymnen beider Staaten. Danach nahmen sich Charles und Steinmeier einige Minuten Zeit, um Hände zu schütteln und mit Besuchern zu sprechen.

Charles wurde nach dem Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. im September König. Er kennt Deutschland gut. Schon etwa 40 Mal war er hier. Trotzdem gilt der Staatsbesuch als eine Art Neustart. Vor genau sechs Jahren, am 29. März 2017 leitete die britische Regierung den Austritt aus der Europäischen Union ein, vor drei Jahren wurde der Brexit vollzogen. Nun will man ein neues Kapitel aufschlagen.

Für den Besuch des Königspaars betreibt Berlin einen enormen Sicherheitsaufwand. Absperrungen gibt es nicht nur rund um das Luxushotel Adlon, wo Charles und Camilla mutmaßlich schlafen, sondern auch am Schloss Bellevue, dem Kanzleramt und dem Bundestag. Rund 900 Beamte bot die Berliner Polizei am Mittwoch auf. Das Königspaar selbst wird geschützt von Spezialeinheiten des deutschen Bundeskriminalamts und Leibwächtern aus Großbritannien. Sprengstoff-Spürhunde sollen Orte und Fahrzeuge abschnüffeln.