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Der geschmiedete Zoo Der geschmiedete Zoo: Norddeutscher baut seltene «Eisentiere»

03.01.2006, 08:23
Schmied Uwe Böttcher (l) arbeitet in seiner Werkstatt im mecklenburgischen Penzlin (Foto: dpa)
Schmied Uwe Böttcher (l) arbeitet in seiner Werkstatt im mecklenburgischen Penzlin (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Penzlin/dpa. - Auf seinem Hof könnenNeugierige einen ganzen «Zoo» bestaunen. Böttchers Raben, Eulen und Schmetterlinge haben sich schon bis Süddeutschland, nach Frankreich,Österreich, Belgien und Norwegen verbreitet.

Der Zufall brachte den Penzliner vor fünf Jahren auf die«tierische» Idee. Im Nachbardorf Krukow, wo seine Verwandtschaftwohnt, wurde ein Gutshaus als Gemeindehaus eingeweiht. «Da fragte manmich, ob ich nicht eine Idee hätte», erzählt Böttcher. Der erfahreneMetallgestalter entwarf einen Raben, weil Krukow «wohl Rabenorthieß.» Die Figur sollte einfach und bezahlbar sein, sich auf dasWesentliche beschränken. Diese Maxime hat Böttcher bis heutedurchgehalten. Das Repertoire an Figuren hat jedoch enorm zugenommen.Nach den Raben kamen Eulen, Schmetterlinge, fast einen Meter hoheHähne, Katzen, Frösche, Bienen, Mäuse, Störche und Reiher. Im größtenBrutgebiet für Kraniche in Mitteleuropa - Penzlin gehört zurMecklenburgischen Seenplatte - durften auch die «Vögel des Glücks»nicht mehr fehlen. Jährlich mehrfach geht der Schmied mit einzelnen«Zöglingen» auf Reisen: Zum weltgrößten Schmiedetreffen imtschechischen Presov, nach Bad Hall in Österreich und zu den Treffendes Internationalen Fachverbandes gestaltender Schmiede (IFGS) inDeutschland.

Doch Böttcher bleibt bescheiden, will «eher Schmied als Künstlergenannt werden.» Er arbeitet weiter herkömmlich an Esse und Amboss,wie er es bei seinem Vater lernte. Inzwischen hat er seinen Sohn undandere Jugendliche ausgebildet und folgt einem Trend: «Zu DDR-Zeitenschmiedeten wir Stalleinrichtungen und Zäune wegen derMangelwirtschaft, für Handwerkskunst war kaum Zeit», erinnert ersich. Inzwischen macht die Metallgestaltung bereits 50 Prozent derArbeit aus.

Für die traditionellste Arbeit, das Pferdebeschlagen, hatder Penzliner jetzt keine Zeit mehr. «Da müsste ich ständig unterwegssein, das geht wegen der Ausbildung und den wachsenden Anforderungennicht mehr.» So lässt er sich gerade die Konstruktion für einen Fuchseinfallen, die er wie immer auf eine Tafel neben dem Schmiedefeuerzeichnet. Auch braucht sein «Zoo» Nachwuchs: Immer wieder kommen vorallem Touristen, die seine bis zu 50 Kilogramm schweren «Schmiede-Tiere» kaufen. Ein Sammler aus Stuttgart hat Exemplare fast allerTierarten geholt.

Gerade hat Böttcher seine neueste Arbeit, eine Rotte Wildschweine,ins «Zoogelände» gelassen. «Kunst darf befühlbar, bespielbar undheiter sein», ist sein Credo. Aus seinen Ideen macht er keinGeheimnis: Wie seine Kollegen in Österreich öffnet Böttcher seineSchmiede an Wochenenden auch für Interessierte, die selbst Metall aufdem Amboss formen wollen. «Bisher sind die Rabenfans die größteGruppe», sagt der Schmied.