1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Dänemark: Dänemark: Betont ruhiges Roskilde-Festival

Dänemark Dänemark: Betont ruhiges Roskilde-Festival

01.07.2001, 12:45

Roskilde/dpa. - Auch Robbie Williams mit «We Are The Champions»und Neil Youngs «Like A Hurricane» haben die ungewöhnlich ruhigeStimmung beim diesjährigen Roskilde-Festival nicht aus den Angelnheben können. Zum Abschluss am Sonntag herrschte unter den 65 000Besuchern Einigkeit über das erste Festival nach dem Unglück imletzten Sommer, bei dem neun Menschen zu Tode gedrückt worden waren:Die massiven zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen vor den großen Bühnenerwiesen sich als wirklich sicher, dämpften aber spürbar dieFestivalstimmung gerade bei den Konzerten der populärsten Bands.

Auch die Polizei und die ärztliche Bereitschaft meldeten einungewohnt ruhiges Festival, bei dem sich auch einheimische Fans überein dann doch «wildes» Konzert mit «Fünf Sterne Deluxe» ausDeutschland freuten. Ansonsten aber zeigten sich viele unter denknapp 10 000 deutschen Besuchern beeindruckt von den neuenSicherheitsvorkehrungen. «Jetzt könnte meine Tante sich direkt vorder Bühne hinstellen, ohne Angst zu kriegen», meinte die 20-jährigePetra aus Kiel am Freitagabend. Sie war auch vor einem Jahr auf demFestivalplatz 40 Kilometer westlich von Kopenhagen, als neun jungeMänner bei einem Konzert mit Pearl Jam direkt vor der Bühneniedergetrampelt wurden und erstickten.

Ähnliches schien diesmal angesichts einer aufwendig mitMetallgittern gebauten Sicherheitszone vor der gewaltigen «OrangeScene» und einem massiven Aufgebot an Sicherheitsposten kaumvorstellbar. Zwar gab es beim Einlass in die Zone direkt vor derBühne vor dem Konzert mit Neil Young massives Gedränge mit Ansätzenzu Panik. Beim zweieinhalbstündigen Auftritt des 55-jährigen Youngkonnten die Fans dann aber ohne Angst vor der nach vorn drängendenMenge bei «Keep On Rocking In The Free World» mithüpfen.

In der Nacht zum Samstag blieben mindestens 40 000 Zuschauer beiRobbie Williams immer noch relativ ruhig, als der 27-Jährige diewilde Punkversion eines schnulzigen Hits aus seiner Vergangenheit beiTake That ablieferte. Vor der Bühne war dabei noch so viel Platz,dass der erfrischend selbstironische Williams irgendwann inständigbat, man möge den nächsten Song nicht zum Gang aufs Klo nutzen. Nachder ersten Strophe des traurigen Liebesliedes unterbrach er seinenGesang kurz für den barsch gesprochenen Satz: «Ich sagte doch, esgeht keiner aufs Klo.»

Als Williams vor zwei Jahren eine ähnlich mitreißende Show inRoskilde ablieferte, tobte die Menge unentwegt. Jetzt aber gab esnicht einen Anlauf zum erstmals verbotenen «Crowdsurfing» (Gleitenauf der Menge), und immer nur kurze Begeisterungsschübe. Das Heer vonHelfern und äußerst muskulösen Wachposten schaffte auch rein optischeinen Eindruck von Sicherheit. Das war nicht nach jedermannsGeschmack. «Jetzt geht mir das doch zu sehr in Richtung Kurkonzert.Bei Rock muss ich auch mal durchdrehen können», meinte Torsten (23)aus Bad Segeberg.

Es werde wohl zwei, drei Jahre dauern, ehe die Besucher nicht mehrvom Schock bei Pearl Jam geprägt seien, schrieb die Zeitung«Berlingske Tidende». Aber wer wollte, konnte durchaus auch wildereStimmung erleben wie etwa beim schwedischen «Powerpopper» HakanHellström und den deutschen Hiphoppern «Fünf Sterne Deluxe». NielsHolm (16) aus Roskilde: «Da war der Teufel los, fast nur Deutsche.Die 2000 Leute sind alle total mitgegangen.»

Unklar blieb bislang, warum schon vor der Eröffnung am Mittwochein 28-jähriger Besucher aus Schweden in seinem Campingzelt starb.Herzversagen lautete die dürre Mitteilung der Polizei. DerHintergrund werde erst nach der Obduktion klar sein. Auch in SachenDrogenkonsum konstatierten die dänischen Ordnungshüter in diesem Jahreinen Rückgang. Gewalttätigkeiten blieben wie beim Roskilde-Festivalohnehin üblich aus.