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Christopher Street Day CSD in Berlin mit lautem Protest und erhöhtem Schutz

Am Samstag zieht die queere Gemeinschaft mit Hundert Gruppen durch die Hauptstadt. Am Bundestag weht dann wohl keine Regenbogenflagge. Dafür aber an anderen Orten.

Von dpa Aktualisiert: 24.07.2025, 09:59
2024 haben rund 250.000 Menschen ausgelassen den CSD gefeiert (Archivbild).
2024 haben rund 250.000 Menschen ausgelassen den CSD gefeiert (Archivbild). Anna Ross/dpa

Berlin - Nach kontroversen Debatten um das Hissen der Regenbogenflagge soll es beim diesjährigen Christopher Street Day (CSD) in Berlin besonders laut und kämpferisch werden. Unter dem Leitsatz „Wir hören nicht auf, bis alle gehört werden!“ zieht der Demonstrationszug am Samstag durch die Berliner Innenstadt. 

Die „Zirkuszelt“-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz („Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“) hatte im Vorhinein für eine Welle des Protests gesorgt. Der CDU-Politiker hatte damit die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) verteidigt, während des CSD in Berlin nicht erneut die Regenbogenfahne auf dem Reichstagsgebäude zu hissen. 

Aus Protest wollen Aktivistinnen und Aktivisten am Freitag eine 400 Quadratmeter große Regenbogenflagge auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude hissen. Das entspricht fast der Größe eines Basketballfeldes. Auch vor dem Willy-Brandt-Haus will der SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf die Regenbogenflagge aufhängen. Die BVG lässt Teile der U-Bahn-Station am Bundestag in den Farben der progressiven Regenbogenflagge erstrahlen.

80 Lkw, 100 Gruppen

Der Christopher Street Day erinnert an die Auseinandersetzungen der queeren Gemeinschaft mit der Polizei in der New Yorker Christopher Street 1969. Der Tag steht für die Sichtbarmachung und Gleichstellung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen traditionellen Geschlechts- und Sexualnormen identifizieren.

Der CSD will mit 80 Trucks und 100 unterschiedlichen Gruppen dem politischen Gegenwind und zunehmenden Anfeindungen von Rechtsextremen etwas entgegensetzen. Die Strecke verläuft wie in den Vorjahren vom Leipziger Platz in Mitte über den Potsdamer Platz nach Schöneberg und von dort zur Straße des 17. Juni und zum Brandenburger Tor. Am Ende der Strecke im Tiergarten findet eine große Abschlusskundgebung statt. Danach ist auf sechs Bühnen ein bunter Mix aus Live-Musik und politischen Statements geplant - inklusive musikalischem Surprise-Act, der am Freitag bekannt gegeben werden soll.

1.300 Polizisten im Einsatz

Der Aufbau beginnt am Donnerstag, sagte CSD-Pressesprecherin Sandrina Koemm-Benson der Deutschen Presse-Agentur. Die Wagen würden traditionell am Tag vor dem CSD, also am Freitag, auf dem Tempelhofer Feld aufgebaut und geschmückt. 

Die Veranstalter rechnen mit mehreren Hunderttausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Für Sicherheit soll die Polizei mit einem größeren Einsatz sorgen. Nach Angaben einer Polizeisprecherin sind 1.300 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Außerdem sind etwa 1.000 zusätzliche Kräfte privater Unternehmen mit dabei. Hinzu kommen unter anderem 280 Ärzte und Sanitäter.

Gegendemonstration angemeldet

In der jüngsten Vergangenheit hatten in Deutschland mehrfach Rechtsextremisten gegen CSD-Veranstaltungen mobil gemacht. In Bad Freienwalde im Osten Brandenburgs griffen Mitte Juni mutmaßlich Rechtsextremisten ein Fest für Toleranz an. In Berlin ist diesen Samstag eine Gegendemonstration unter dem Motto „Gemeinsam gegen den CSD-Terror und der Identitätsstörung“ - inklusive falschem Artikel - mit 400 Teilnehmern angemeldet.

Mit Blick auf die Sicherheitslage sagte Koemm-Benson: „Wir wünschen uns sehr, dass nichts passiert“ und ergänzte: „Wir sind auf alles so weit vorbereitet.“ In den vergangenen Jahren seien Demonstranten auf dem Weg nach Hause angegriffen worden. „Wir hoffen natürlich, dass das dieses Jahr ausbleibt.“

„Der CSD wird stattfinden, egal bei welchem Wetter.“

Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten besser eine Regenjacke einpacken. Am Samstagvormittag seien Schauer möglich, am Nachmittag bleibe es der aktuellen Vorhersage nach trocken, sagte eine Sprecherin des Deutschen Wetterdiensts am Mittwoch. Das könne sich aber noch ändern, zurzeit sei das Wetter sehr unbeständig.

Die Veranstalter wollen sich davon nicht beirren lassen. „Der CSD wird stattfinden, egal bei welchem Wetter“, sagte Koemm-Benson. Außer natürlich es stürme oder gebe eine amtliche Wetterwarnung. „Aber davon gehen wir nicht aus.“