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Computervirus Computervirus: «Klez» sorgt für Ärger und Peinlichkeiten

Von Renate Grimming 01.05.2002, 16:41

Hamburg/dpa. - An die Existenz von Computerviren hat sichmittlerweile wohl jeder PC-Nutzer gewöhnt. Bei jährlich bis zu 12 000neuen Viren ist für die meisten eine regelmäßige Pflege ihrerVirenscanner zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch in jüngsterZeit ist ein besonders hartnäckiger Störenfried im Umlauf. «Das VirusKlez scheint mehr die Menschen als die Computer zu schädigen»schreibt das amerikanische Computermagazin «Wired» über denEindringling, der zurzeit die E-Mail-Postfächer bombardiert. Klezhinterlässt zwar keine großen Spuren auf der Festplatte, dafür kannes für äußerst unangenehme Peinlichkeiten sorgen.

«Das Klez-Virus hat bislang keine Epidemie wie etwa "I love you"hinterlassen», sagt der Karlsruher Virenexperte Christoph Fischer.Wie andere Viren greift auch Klez auf die im Microsoft-Programm«Outlook» gespeicherten E-Mail-Adressen zu. Doch es beschränkt sichnicht auf das massenhafte Versenden von elektronischen Briefen,sondern fingiert zudem die Absender-Einträge. Klez sucht sich einebeliebige Adresse aus dem Verzeichnis eines infizierten Rechners ausund übernimmt diesen als Absender. Damit schleicht sich das Virus gutgetarnt beim Opfer ein. Vor allem für Unternehmen und derenAngestellte kann das große Peinlichkeiten zur Folge haben.

«In letzter Zeit erreichten uns mit diesem Virus infizierte E-Mails mit Absenderangaben von Mitarbeitern», berichtet derSicherheitsexperte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Uwe Keyser.«Diese Mails wurden jedoch nie von ihnen verfasst und stammen auchnicht aus unserem Haus.» dpa-intern sei eine Infektion jedoch durchSchutzmaßnahmen, eine so genannte Firewall verhindert worden.

Auch «Spiegel online» war nach eigenem Bericht von Attackenbetroffen. «Jeder Leserbriefschreiber, der von Klez erwischt wird,wird so zum Verbreiter von Post im Namen unseres Unternehmens», warntdas Online-Magazin. Besonders perfide: Will der Empfänger denvermeintlichen Absender mit einer Rückantwort vor dem Virus warnen,infiziert er diesen dabei.

«Das Klez-Virus hat durch seine relativ starke Verbreitung nichtunerhebliche Schäden verursacht», sagt Michael Dickkopf,Pressesprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Information(BSI). Vor allem die angeblichen Absender litten häufig in ihremAnsehen. «Wired» berichtet von zahlreichen Computernutzern, die vonFreunden, Kollegen oder Geschäftspartnern heftig beschuldigt wurden,das Virus verbreitet zu haben.

Viele Beschäftigte bei Herstellern von Antivirus-Software habensogar Klez-E-Mails mit obszönen und beleidigenden Inhalten bekommen.Die jüngste Variante Klez_H hat es nämlich vor allem auf Antiviren-Software abgesehen. Auf einem Rechner angekommen setzt der Angreifererst einmal diese Programme außer Gefecht.

Große Aufregung ist nach Fischers Ansicht dennoch nichtangebracht. Alle großen Hersteller von Antivirus-Software hätten inkürzester Zeit auf die neuen Angreifer reagiert. «Was wir verhindernsollten ist, dass jetzt ein neuer Hype entsteht», sagt Fischer. Vonden 60 000 existierenden Viren sei das Gros ohnehin abgekupfert undnur minimal verändert. «Allein von "I love you" gab es 90 Varianten.»Am besten könnten sich Privatanwender mit einem Programmpaket ausAntivirenschutz und persönlicher Schutzsoftware (Firewall) für denZugang zum Internet gegen Angriffe von Außen verteidigen.