Stadtentwicklung Comeback für die Friedrichstraße: Mehr Platz zum Flanieren
Sternenhimmel auf dem Asphalt, mehr Bäume und Sitzplätze: Die Friedrichstraße soll zur Flaniermeile werden. Dafür sollen etliche Parkplätze wegfallen.

Berlin - Weniger Parkflächen, mehr Grün, mehr Plätze zum Sitzen auf den Bürgersteigen und funkelnder Asphalt: Die Friedrichstraße in Berlins historischem Zentrum soll zur Flaniermeile umgestaltet und deutlich attraktiver werden. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) bei der Vorstellung der Pläne im Roten Rathaus an. „Wir wissen alle, dass der heutige Zustand der Friedrichstraße nicht hinnehmbar ist“, sagte er.
„Nach dem Fall der Mauer wurde die Friedrichstraße zu einem interessanten Einkaufsboulevard. Doch leider sind diese Zeiten vorbei“, beklagte der CDU-Politiker. „Wir wollen die Friedrichstraße wieder zu einem urbanen, attraktiven Boulevard entwickeln.“ Das Ziel sei ihr Comeback.
Unter anderem ist vorgesehen, auf dem Abschnitt zwischen der Schützenstraße und Unter den Linden die Bürgersteige zu verbreitern und dafür auf Parkflächen zu verzichten. Dadurch soll außerdem Platz für zusätzliche Straßenbäume entstehen, aber auch für Sitzgelegenheiten etwa vor Cafés.
Architekt kritisiert Tristesse und Grau auf der Friedrichstraße
„Die Friedrichsstraße ist in keinem guten Zustand“, konstatierte Tobias Nöfer vom Architekten- und Ingenieurverein Berlin-Brandenburg. Er wies auf „Tristesse, Grau und hilflose Blumenkübel“ hin.
Die aktuell 12,50 Meter breite Fahrbahn soll auf 7,50 Meter verschlankt werden, erläuterte er. Ein Hingucker ist auch geplant: Ein „Sternenhimmel“ aus Messingnägeln soll an den Kreuzungen das Licht reflektieren und eine besondere Atmosphäre schaffen.
Zur Aufenthaltsqualität beitragen soll außerdem ein Tempolimit - von maximal 30 Stundenkilometern, wie Wegner erläuterte. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) räumte ein, dass es in der Friedrichstraße überdurchschnittlich oft zu Unfällen komme. Das neue Konzept werde auch zu mehr Verkehrssicherheit beitragen. Es sei noch nicht möglich zu sagen, wann die Pläne umgesetzt würden und wie hoch die Kosten seien. Bonde kündigte aber eine Machbarkeitsstudie an.
Viel Diskussionen über die Gestaltung der Friedrichstraße
Über die Gestaltung der Straße wurde seit Jahren gestritten. Die Ankündigung der damaligen Verkehrssenatorin Bettina Jarasch von den Grünen im Januar 2023, einen rund 500 Meter langen Abschnitt für den Autoverkehr sperren zu lassen, hatte massive Proteste nicht zuletzt von Gewerbetreibenden zur Folge.
Die CDU hielt im Wahlkampf voll dagegen. Nach dem Regierungswechsel hob der neue schwarz-rote Senat die Sperrung schnell wieder auf. „Wir wollen diesen Boulevard wiederbeleben“, sagte Wegner. „Die Friedrichstraße hat das Potenzial, wieder ein Magnet zu sein für Berliner und für die Touristen.“
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Berlin sah in den Ankündigungen des Senats „Zeichen und Wunder“ und begrüßte die Pläne für breitere Fußwege und mehr Entsiegelung.
Lob und Kritik von den Grünen
Von den Grünen im Abgeordnetenhaus gab etwas Lob und viel Kritik: Die CDU korrigiere endlich ein Stück weit ihre verfehlte Verkehrspolitik, die den Niedergang der Friedrichstraße als Einkaufsstraße deutlich beschleunigt und die Verkehrssicherheit dort beeinträchtigt habe, hieß es aus der Grünen-Fraktion.
„Nur wo sich die Menschen wohlfühlen, da geben sie auch Geld aus. Das durchfahrende Auto bringt keinen Umsatz.“ Allerdings kritisierten die Grünen, dass die Finanzierung noch offen sei.
Die AfD-Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker sieht die Pläne ebenfalls kritisch: „Breitere Gehwege und mehr Platz sind gut und schön, nutzen aber nichts, wenn es kaum Flaneure und praktisch keine Gastronomie auf der Friedrichstraße gibt.“ Es fehle ein schlüssiges Gesamtkonzept für den Bereich rund um den Gendarmenmarkt.