Christopher-Street-Day Christopher-Street-Day: Schrill-bunte Parade mit politischer Aussage

Berlin/dpa. - Mit einer schrill-bunten Parade haben Schwule undLesben in Berlin den 27. Christopher-Street-Day (CSD) gefeiert. Unterdem Motto «Unser Europa gestalten wir!» demonstrierten nachVeranstalterangaben mehr als 25 000 Menschen mit viel Musik, Tanz,aber auch mit einer politischen Botschaft für mehr Toleranz undGleichberechtigung in ganz Europa. Die Polizei sprach von 5000Teilnehmern.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nannte die Parade«eine machtvolle Demonstration für die Gleichberechtigung». ZumAbschluss sagte Wowereit, der selbst mit einem Partner zusammenlebt,am Samstagabend auf dem Platz an der Siegessäule: «Für uns ist heutevieles selbstverständlich». Die Solidarität gelte aktuell «denFreunden in Polen». In Warschau ist der CSD-Umzug zum zweiten Malverboten worden.
Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, rief zum Auftakt zu mehr Toleranzauf. «Wir können nicht wegschauen, wie es in anderen Ländern Europasaussieht», sagte er. «Unser Europa steht für Toleranz und lebt vonseiner Vielfalt.» Nach Veranstalterangaben säumten bis zu 400 000Zuschauer die Straßen.
Mit dem CSD erinnern Schwule und Lesben jedes Jahr an diePolizeieinsätze gegen die Homosexuellen-Szene in New York im Juni1969. Von den bunt geschmückten 59 Wagen dröhnte laute Musik wie beider Love Parade, und trotz der zuerst hohen Temperaturen von bis zu34 Grad und späteren Regengüssen tanzten die Teilnehmer auf undhinter den Wagen. Forderungen wie «Mehr Freiheit - Mehr Vielfalt» und«Gleichbehandlung eingetragener Lebenspartnerschaften» waren aufPlakaten an den Wagen zu lesen.
«Es ist wichtig, dass die Parade so bunt und schrill ist», sagtedie Demonstrantin Christine Piper. «Mit so einem Spektakel erreichtman Menschen, die am Straßenrand stehen bleiben und sich Gedankenüber das Thema machen», sagte die 33-Jährige aus Paderborn. Diepolitische Aussage werde dadurch nicht in den Hintergrund gedrängt,sondern publikumswirksam transportiert.
Tatsächlich bot sich den Zuschauern entlang der sechs Kilometerlangen Strecke vom Kurfürstendamm über den Potsdamer Platz bis zurSiegessäule ein grelles Bild. Männer in Frauenkleidern, knappbekleidete Frauen in Bikini-ähnlichen Outfits, Lack- undLederkombinationen und normale Sommerkleidung - beim CSD war wiederalles erlaubt. Einige Demonstranten trugen aus Protest gegen diePolitik der CDU Masken mit dem satirisch verzerrten Gesicht derPartei-Chefin Angela Merkel. Vor allem die originellen Kostüme jedochwurden von den Zuschauern mit Pfiffen und Jubelrufen honoriert.
So auch Bruno Roma und Raphael Garibaldi: Die beiden Franzosenhatten sich als Schmetterlinge verkleidet, wie sie sagten. Zu demOutfit gehörte außer einer äußerst knappen Hose und kleinen, rosa-und orangefarbenen Flügeln auf dem Rücken nicht viel. «Beim Faschingim Februar ist es noch viel zu kalt, deswegen nutzen wir jetzt dastolle Wetter», sagte Roma, der nach einigen Jahren in Berlin nunwieder in Paris lebt. Die politische Aussage stand aber auch für ihnnicht im Hintergrund. «Was den Berliner CSD ausmacht, ist eben genaudiese Mischung aus Spaß und Ernst», sagte der 34-Jährige.