Buntes Buntes: 30-Jähriger darf Behörden die Zunge rausstrecken

Arnsberg/dpa. - «Es ist nicht persönlich gemeint», sagt AlexMechtold immer dann, wenn er bei einer Polizeikontrolle seinenFührerschein aus dem Autofenster reicht. Denn der 30-Jährige aus demsauerländischen Arnsberg streckt den Beamten regelmäßig die Zungeheraus, zumindest auf dem Foto im Führerschein. Und nicht nur dort:Auch im Personalausweis, im Reisepass oder auf Dokumenten vonVereinen und Institutionen prangt jeweils ein Konterfei desArnsbergers mit herausgestrecktem Geschmacksorgan.
Jetzt mussten sich die Arnsberger Stadtverwaltung und derHochsauerlandkreis mit dem «zungenfertigen» Bürger befassen. Nach demUmzug in seine alte Heimat im Sauerland hatte Mechtold einenReisepass beantragt. Doch im Bürgerbüro erteilte ihm dieSachbearbeiterin eine Absage: Pass ja, aber nicht mit solch einemBild! Eine Begründung dafür sei ihm nicht geliefert worden, sagtMechtold. «Völlig unverständlich.» An seinem früheren WohnortMühlheim habe er nie Probleme gehabt.
Probleme könnte er aber möglicherweise mit dem Dokument beiPersonenkontrollen oder an Grenzen im Ausland bekommen, nahm dieMitarbeiterin der Verwaltung ihre Fürsorgepflicht ernst. «Ich habeimmer nur positive Reaktionen», schmunzelt Mechtold. Bei Polizei- undGrenzkontrollen sei nach anfänglichem Staunen und Kopfschütteln «dasLachen allgegenwärtig».
Entstanden ist der Jux während Mechtolds Ausbildung zumFotografen. «Da wollte eine Kollegin ein Passfoto mit einer Schultütevon mir machen. Ich habe dann gesagt: "Dann strecke ich aber noch dieZunge raus"», erzählt Mechtold. «Das hat sich zu einer ArtMarkenzeichen entwickelt.» Nur wegen seines provokanten Passbildesbleibe er vielen Leuten in Erinnerung, sagt der Kameramann, der fürFernseh-Produktionen häufig in der Welt unterwegs ist und erzählt voneinem Vorfall in Jordanien.
Dort war er in der vergangenen Woche eingereist. «Da stürmt einUniformierter auf mich zu, umarmt mich, küsst mich und fragt: "Wo istdeine Zunge?"». Der Mann hatte sich nur auf Grund des Bildeserinnert, den Deutschen schon vor zwei Wochen kontrolliert zu haben.Statt Leibesvisitation und Koffer-Kontrolle gab es für Mechtold eineTasse Tee. «Das war ein schönes Erlebnis.»
Die Entscheidung, die am Freitag im Arnsberger Rathaus betreffsseines neuen Reisepasses verkündet wurde, freut den 30-Jährigen. «Erkann ihn haben», hatte ein Stadtsprecher mitgeteilt. «Solch einenFall hatten wir noch nie, und mir ist auch nicht bekannt, dass es dasschon einmal in anderen Behörden gab», sagt der Sprecher.
Allerdings muss Mechtold eine Erklärung unterschreiben, dass erkeine Regressansprüche gegen die Stadt geltend macht, falls er mitdem Dokument irgendwann einmal Probleme bekommen sollte. «Es ist dochschön, dass die landläufig als Sturköppe bezeichneten Sauerländerdoch eine gehörige Portion Humor haben», kommentiert Mechtold dieNachricht aus dem Rathaus.