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Marode Brücke Brücke an der Wuhlheide droht schon bald der Abriss

Auf und unter der Brücke an der Wuhlheide dürfen ab sofort keine Fahrzeuge mehr fahren. Aus Sicht der Verkehrsverwaltung führt an einem Abriss kein Weg vorbei.

Von dpa Aktualisiert: 19.05.2025, 19:52
Unter der Brücke an der Wuhlheide dürfen nicht einmal mehr Fahrräder durchfahren.
Unter der Brücke an der Wuhlheide dürfen nicht einmal mehr Fahrräder durchfahren. Jens Kalaene/dpa

Berlin - Rund einen Monat nach dem Abriss der Ringbahnbrücke an der A100 droht der Brücke an der Wuhlheide in Berlin-Oberschöneweide das gleiche Schicksal. „Erneut ist Infrastruktur marode und wir müssen zu drastischen Maßnahmen greifen“, sagte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU). Ein Termin für den Abriss der maroden und ab sofort komplett gesperrten Brücke steht aber noch nicht fest. 

„Es wäre unsolide zu spekulieren, wie lange die Baufirmen benötigen, um die Bücke tatsächlich rückzubauen“, sagte Bonde. 

Der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (SPD), forderte in der RBB-„Abendschau“ eine „schnelle und tragfähige Lösung“. Zunächst sei die Sperrung aber für Verkehrsteilnehmer mit längeren Wegen und mehr Zeitaufwand verbunden. Zudem sei zu befürchten, dass Anwohner durch zusätzlichen Verkehr belastet würden, so Igel. Der Abriss müsse so schnell wie möglich passieren. „Das muss in den nächsten Wochen erledigt werden“, betonte Igel.

Bereits seit Ende April galt eine Sperrung der 1989 in Spannbetonbauweise errichteten und fast 245 Meter langen Brücke im Bezirk Treptow-Köpenick für den gesamten Verkehr darauf. Sie umfasst nun auch den Verkehr unter dem Bauwerk, einschließlich Straßenbahn, Fußgänger und Radfahrer. 

Erhebliche Verkehrseinschränkungen drohen

In den kommenden Wochen dürfte es dort zu erheblichen Verkehrseinschränkungen kommen. „Wir unterbrechen eine sehr wichtige Nord-Süd-Straßenbahnverbindung“, sagte der BVG-Vorstandsvorsitzende Henrik Falk. Mehrere Tram-Linien wie die M17, 21, und 27 sind betroffen. Die BVG habe einen Notplan erarbeitet. 

Besonders problematisch sei, dass die Betriebswerkstätten im Norden der Brücke liegen und nun vorerst nicht mehr erreicht werden könnten, sagte Falk. Straßenbahnen müssten jedoch regelmäßig in die Werkstatt. Zwar habe die BVG einige Ersatzfahrzeuge rechtzeitig in den Bereich südlich der Brücke gebracht. Langfristig gebe es aber ein Problem. „Vier, fünf Wochen halten wir durch.“

Die Brücke braucht eine „Notunterstützung“

Der Brückenreferent in der Verkehrsverwaltung, Arne Huhn, sagte, man habe bereits eine Firma gefunden, die mit einer Notunterstützung der Brücke beginne. Das sei aber nur der erste Schritt. Damit soll im schlimmsten Fall ein Kippen des Brückenbauwerks verhindert werden. Eine nachhaltige Lösung ist das nicht: „Die Brücke muss abgerissen werden, und zwar so schnell wie möglich.“ Wie lange das dauere, bleibe abzuwarten. 

Laut der Verkehrsverwaltung sollen parallel dazu alle Möglichkeiten geprüft werden, die Auswirkungen auf den Verkehr zu verringern. Dazu gehört unter anderem ein Schienenersatzverkehr mit Bussen. Verkehrssenatorin Bonde räumte ein, dass Risiko sei hoch, dass die Busse in einen Stau geraten. Ihre Empfehlung lautet: Jede Möglichkeit nutzen, über das Ostkreuz mit der S-Bahn zu fahren. 

Und wie geht es nach dem Abriss weiter? „Mein aktueller Stand, dass wir diese Brücke nicht zwingend wieder aufbauen werden“, sagte Bonde. Der Tiefbau-Chef der Verkehrsverwaltung, Lutz Adam, wies darauf hin, dass täglich - nach den Daten aus 2023 - 8.200 Fahrzeuge unter der Brücke durchgefahren sind, aber nur 3.400 darüber. „Der Rückbau war schon länger angedacht“, sagte er. 

Zahlreiche Risse sind in der Brücke zu sehen

Dass es nun alles sehr viel schneller gehen soll, begründete Adam mit Sicherheitsbedenken: Schon eine Bauwerksprüfung im Dezember habe eine erhebliche Verschlechterung des Brückenzustands ergeben. Bei den jüngsten Prüfungen sei das noch viel deutlicher geworden. 

Adam sprach von „exorbitanten Rissbildern“. Über die gesamte Brückenlänge habe es Längsrisse gegeben. „Die Risse nehmen immer mehr und immer weiter zu. Deswegen konnten wir den Verkehr unter der Brücke nicht mehr zulassen.“

Das oberste Ziel sei nun, die Nord-Süd-Verbindung der Straßenbahn wieder herzustellen - möglichst schnell. „Unsere Vorstellung sind Wochen“, sagte er. 

Für den Bau der Brücke in der Wuhlheide ist der gleiche Spannbetonstahl verwendet worden wie bei der Carolabrücke in Dresden, die im vergangenen September mitten in der Nacht zum Teil eingestürzt war. Adam wies auf verschiedene Risikofaktoren hin. Dazu gehört außerdem, dass die Brücke durch eine Alkali-Kieselsäure-Reaktion geschädigt worden sei. 

Die Ringbahnbrücke ist inzwischen abgerissen

Die Ringbahnbrücke auf der A100 im Berliner Westen wurde erst im vergangenen März überraschend gesperrt. Im Tragwerk des 1963 errichteten Baus hatte sich ein schon länger bekannter Riss ausgeweitet, die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet. Wenige Tage später wurde auch der unter der Brücke verlaufende S-Bahnverkehr eingestellt.

Von der Sperrung betroffen war auch die etwas weiter nördlich gelegene Westendbrücke, die ebenfalls als marode galt. Die zuständige Autobahn-Gesellschaft entschied, sowohl Ringbahn- als auch Westendbrücke abzureißen und neu zu bauen. Inzwischen ist der Abriss in beiden Fällen abgeschlossen.

Grundsätzlicher Handlungsbedarf bei der Brückensanierung besteht aber an vielen Stellen. Nach Angaben der Verkehrsverwaltung gibt es berlinweit mehr als 1.100 Brücken, Dutzende davon in schlechtem Zustand. Schätzungen zufolge beträgt der Sanierungsstau rund eine Milliarde Euro.