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Brasilien Brasilien: 25-Jährige lebte 14 Jahre wie eine Sklavin

12.06.2008, 12:34
Blick über die Christus-Statue auf Rio de Janeiro - in Brasilien leben nach Schätzungen über eine Million Mädchen zwischen 5 und 17 Jahren als Haushaltshilfen. (Foto: dpa)
Blick über die Christus-Statue auf Rio de Janeiro - in Brasilien leben nach Schätzungen über eine Million Mädchen zwischen 5 und 17 Jahren als Haushaltshilfen. (Foto: dpa) EFE FILES

Rio de Janeiro/dpa. - Ein Hausmädchen ist in Brasilien nach eigenen Angaben 14 Jahre lang von einem Ehepaar als «Sklavin» gehalten worden. Sie habe seit ihrem 11. Lebensjahr weder das Haus ihrer Arbeitgeber in der nordöstlichen Landeshauptstadt Salvador verlassen dürfen noch habe sie für ihre Arbeit Lohn bekommen, sagtedie heute 25 Jahre alte Gabriela de Jesus nach Medienberichten vom Mittwoch (Ortszeit). Die Polizei habe unterdessen die 55 Jahre alte Lehrerin Maria Helena Silva und ihren Ehemann, den Unternehmer JoséCarlos Silva (57) wegen Freiheitsberaubung angezeigt, hieß es.

Die Polizei hatte das Hausmädchen nach eigenen Angaben am Dienstagbefreit, nachdem sie einen anonymen Hinweis erhalten hatte. «Ichwurde mit Besen und Gürtel verprügelt, und von Maria Helena und ihremEhemann auch ins Gesicht geschlagen», klagte Gabriela de Jesus. Diefür den Fall zuständige Kommissarin Francineide Moura erklärte: «Daswar ein Fall von wahrer Sklavenhaltung im 21. Jahrhundert». DieLehrerin bestritt jedoch die Vorwürfe und beteuerte, sie habeGabriela nie für die Hausarbeit bezahlt, weil sie sie «wie eineTochter behandelt» habe.

Ihre sehr armen Eltern habe sie seit ihrem 11. Lebensjahr nichtmehr gesehen, erzählte unterdessen Gabriela de Jesus. «Sie wohnen aufdem Land in Cansanção (im Bundesstaat Bahia 350 Kilometer vonSalvador entfernt) und wollten mir eine bessere Zukunft bieten,deshalb haben sie mich damals diesem Ehepaar übergeben», sagte sie.Von ihren «neuen Eltern» sei sie nur drei Monate lang zur Schulegeschickt worden. Danach habe sie all die Jahre täglich von vier Uhrmorgens bis spät in die Nacht arbeiten müssen. «Jetzt will ich dieverlorene Zeit nachholen, Freunde machen, zur Schule gehen», hofftdie junge Frau.

Minderjährige Hausmädchen sind in Brasilien auch in den MetropolenSão Paulo oder Rio de Janeiro keine Seltenheit. Nach Schätzungen vonExperten arbeiten im größten Land Lateinamerikas mehr als eineMillion Mädchen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren alsHaushaltshilfen. Die meisten haben keinen Urlaub und erhalten einenLohn unterhalb des Mindestgehalts von 415 Real (umgerechnet etwa 165Euro) im Monat. Viele sind auch Opfer von sexueller Ausbeutung.