Brandenburg Brandenburg: Seltene Großtrappen fühlen sich immer wohler

Potsdam/dpa. - Sie gehören zu den schwersten flugfähigenVögeln der Welt und fühlen sich immer wohler in ihrer bundesweitnahezu einzigen Heimat Brandenburg: Die Population der seltenenGroßtrappe in der Mark hat sich in den vergangenen Jahren dank einesumfangreichen Artenschutzprogrammes erholt - und auch mit demNachwuchs klappt es prima. «Haben wir 1997 noch 55 erwachsene Tieregezählt, sind in diesem Jahr bislang 82 gezählt worden», sagtAgrarminister Wolfgang Birthler (SPD). Auch die Auswilderung vonKüken habe sich positiv entwickelt. 2002 wurden noch 18 behüteteJungtiere in die freie Wildbahn entlassen, in diesem Jahr werden esvoraussichtlich 35 sein.
«Die Zahlen zeigen, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben,aber die Lage ist immer noch kritisch», meint derLandesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland, WolfgangMädlow. Nach seinen Angaben sind die Großtrappen in Brandenburg diebundesweit letzten Vögel dieser Art - sehe man von einigen Exemplarenim Grenzgebiet zu Sachsen-Anhalt ab. Die Tiere, die auch wegen ihreseigentümlichen Balzverhaltens bekannt sind, leben nach Auskunft desAgrarministeriums im Havelländischen Luch, in den BelzigerLandschaftswiesen sowie im Fiener Bruch an der Grenze zwischenBrandenburg und Sachsen-Anhalt.
«Man darf nicht nachlassen, diese Gebiete Großtrappen gerecht zugestalten», appelliert Mädlow. Zu dem Artenschutzprogramm für den«märkischen Strauß» gehöre, weniger Pflanzenschutzmittel in derLandwirtschaft zu verwenden, Flächen brach zu legen, sowie spezielleFutterschläge wie Raps bereitzustellen. Gelege werden bewacht. NachAuskunft der Vogelschutzwarte in Buckow (Havelland) haben brütendeHennen inzwischen zudem eingezäunte Areale angenommen.
«Die größten Feinde der Großtrappen sind Fuchs und Dachs», sagtder stellvertretende Leiter der Warte, Torsten Ryslavy. Wenn Gelegeim April/Mai bei landwirtschaftlichen Arbeiten gefunden werden, dannwerden die Eier in die Vogelschutzstation zum künstlichen Ausbrütengebracht. «Zu der Jahreszeit würden die Küken sonst wegen des nichtausreichenden Angebots an Insekten schlicht verhungern», sagt derExperte. Etwa sieben Wochen nach dem Schlüpfen kommen die Kleinendann in die freie Wildnis.
Wenn die Jungtiere das Licht der Welt erblicken, wiegen sie lautRyslavy gerade einmal 80 bis 100 Gramm. Kaum vorstellbar, dassausgewachsene Hähne sieben bis zwölf Kilogramm schwer werden - inAusnahmefällen sogar 17 Kilo. Die Hennen kommen auf rund fünf Kilo.Großtrappen, die mit den Kranichen verwandt sind, können im Freilandüber 20 Jahre alt werden. Bei der im März beginnenden Balz drehen dieHähne ihr leuchtend weißes Untergefieder nach außen und sind dann inder offenen Landschaft für die Weibchen weithin sichtbar.
Als Bewohner offener Steppen wanderten die Großtrappen lautAgrarministerium im Mittelalter in Brandenburg ein. Die Vögelbreiteten sich einst über weite Teile Europas bis England undSüdschweden aus. Gelegentlich traten Trappen so zahlreich auf, dasssie Schäden auf Feldern anrichteten. 1753 erhielten die Bauern vonFriedrich II. zeitweilig die Genehmigung zur Jagd auf Trappen. «Nochzu Beginn unseres Jahrhunderts schickte man mancherorts im WinterSchulkinder auf die Felder, damit diese die großen Trappenscharenvertreiben sollten», hieß es. Um 1940 gab es in Brandenburg denAngaben zufolge noch etwa 3000 Großtrappen. Von solchen Zahlen könnendie Großtrappen-Freunde derzeit nur träumen.