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Brandenburg Brandenburg: Marderhunde werden zur Plage

30.11.2005, 12:35
Blick auf einen Marderhund auf einer Wiese (Archivfoto von 1989). Marderhunde entwickeln sich in Brandenburg zur Plage. (Foto: dpa)
Blick auf einen Marderhund auf einer Wiese (Archivfoto von 1989). Marderhunde entwickeln sich in Brandenburg zur Plage. (Foto: dpa) dpa

Eberswalde/dpa. - DerMarderhund sieht aus wie ein Waschbär und ist der einzige Hund, dernicht bellen kann. «Die fuchsgroßen Allesfresser nehmen was siebekommen können und verschonen auch Haustiere und Bodenbrüter nicht»,sagt Karl-Heinz Böhmer, Förster aus dem uckermärkischen Görlsdorf.Auch Metalldrahtzäune sind kein Hindernis, Marderhunde beißen sie mitihren scharfen Zähnen durch.

«Vor Jahren waren Marderhunde, auch Enok genannt, bei uns nochkein Thema, heute werden wir sie nicht mehr los», meint der Fachmann.«Die Verbreitung der Spezies ist ein zunehmendes Problem», bestätigtauch Olaf Landsberg vom Amt für Forstwirtschaft Templin (Uckermark).Die kleinen Räuber sind schwer zu jagen und werden oft nur zufälligerlegt. Sie plündern nicht nur gern Obstbestände, sondern verspeisenauch kleine Tiere und machen vor Gemüseplantagen nicht halt.

Die Heimat der Marderhunde (Nyctereutes procyonoides) istOstasien. Wegen ihres Pelzes wurden von 1928 an etwa 9000 Tiere inder Ukraine angesiedelt. Die Palette der Jagdtiere sollte um einweiteres wertvolles Pelztier bereichert werden. SeineAnpassungsfähigkeit führte zu einer schnellen Verbreitung in RichtungWesten. Große Flüsse, wie Weichsel, Donau und Elbe, stellten keineBarriere dar.

Wissenschaftler der Landesforstanstalt Eberswalde (Barnim)untersuchten die Bestandsentwicklung und kamen zu dem Schluss:Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind flächendeckend mit demMarderhund besiedelt. Etwa 96 Prozent der erlegten Tiere werden indiesen beiden Bundesländern geschossen. «Mit einem Anteil von etwa 40Prozent der Jagdstrecke in Brandenburg ist die Uckermark das Zentrumder Marderhund-Verbreitung», sagt Kornelia Dobiàs, Leiterin derForschungsstelle für Wildökologie und Jagdwirtschaft derLandesforstanstalt Eberswalde.

Die Tiere bevorzugen gewässerreiche Mischwälder mit dichtemUnterwuchs, wo sie sich in Erdhöhlen und Verstecken in Sicherheitbringen können. «Auf Grund seiner guten Anpassungsfähigkeit hat derMarderhund alle Lebensräume unserer Kulturlandschaft erschlossen»,sagt die Wissenschaftlerin. Das Wissen über den «Neubürger» seimangelhaft, auch eine zuverlässige Bestandsschätzung nicht möglich.

Die Tiere sind nachtaktiv und haben keine natürlichen Feinde.«Ihre Lieblingsspeisen sind Pflanzen und Früchte aller Art,Weichtiere, Fische sowie Eier und Jungtiere von Bodenbrütern», soDobiàs. Auch Aas verschmähen sie nicht. Hauptnahrung sei stets das ammeisten und am leichtesten Verfügbare. 10 bis 20 Kilometer Wegstreckefür die tägliche Nahrungssuche sei dabei nicht ungewöhnlich. Miteinem weiteren Populationsanstieg sei zu rechnen. «Im Hinblick aufden Artenschutz und die Seuchenhygiene ist eine intensive Bejagungnotwendig», meint sie. Seit 1996 darf der Marderhund gejagt werden.

«Die Population der Marderhunde hat in den vergangenen Jahrenrasant zugenommen», sagt auch Detlef Arndt von der unterenJagdbehörde der Uckermark. «Genaue Zahlen über verursachte Schädensind nicht vorhanden, weil diese im Sinne des Jagdgesetzes nichtversichert und deshalb nicht gesondert erfasst werden», meint Arndt.Wurden 1992 in Brandenburg nur 14 Marderhunde erlegt, so stieg dieAbschusszahl im Jagdjahr 2004/5 landesweit auf 7234 an. Davonentfielen fast 2900 erlegte Tiere allein auf die Uckermark.